Seit Sommer 2023 steigt die Anzahl der Firmenpleiten in Deutschland mit einer zweistelligen Wachstumsrate und hat jetzt einen neuen Negativrekord markiert. Wie geht es jetzt weiter?

Die maue Konjunktur und hohe Zinsen haben am Jahresende 2023 viele deutsche Unternehmen in die Insolvenz rutschen lassen. Die Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes zeigen Beunruhigendes:

Insolvenzen in Deutschland nehmen deutlich zu

Denn die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen stieg im Dezember um 12,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie am Freitag die Studie des Bundesamtes zeigte. „Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten“, hieß es dazu. Im November hatte es sogar ein Plus von 18,8 Prozent gegeben. Diese Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein, der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen etwa drei Monate davor.

Von Januar bis Oktober 2023 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 24,1 Prozent auf 14.751. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte allein für Oktober auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Das ist rund doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Keine Besserung bei den Insolvenzanträgen in Sicht

Eine Besserung im Jahr 2024 ist indes nicht in Sicht. „Für die kommenden Monate erwarten wir weiter steigende Zahlen", sagte der Insolvenzexperte Steffen Müller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Hintergrund sind die weiterhin hohen Zinsen, die schlechte Wirtschaftslage sowie das Auslaufen der Corona-Hilfen im Jahr 2023, die viele Unternehmen künstlich am Leben gehalten hatten.

Zugelegt hat im Oktober übrigens auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie erhöhte sich um 11,7 Prozent auf 5631. Für den Zeitraum Januar bis Oktober 2023 ergibt sich daraus ein Plus von 1,3 Prozent auf 55.649 Fälle.

Signal beunruhigend, aber noch nicht kritisch

Doch auch wenn die Zahl der insolventen Unternehmen und Haushalte weiter steigt – bedenklich ist dieser Trend noch nicht. Im Vergleich zu Höchstständen nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase 2003/2004 befinden sich die Meldungen der Zahlungsunfähigkeiten weiter auf einem niedrigen Niveau. 

Trotzdem sollte diese Entwicklung gerade von der Politik nicht unterschätzt werden, denn ein weiteres starkes Ansteigen der Insolvenzen könnte ernste Folgen für die deutsche Wirtschaft haben.

Mit Material von Reuters