Die Anteilsscheine des Energieversorgers halten heute die rote Laterne im deutschen Leitindex. Schuld sind Aussagen zu einem erwarteten Gerichtsurteil des Bundesgerichtshofs. Die Papiere des DAX-Titels rutschen dadurch auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr ab.

Eon und anderen Energienetzbetreibern droht eine Niederlage vor dem Bundesgerichtshof: Im Rechtsstreit um die Verzinsung auf getätigte Investitionen deutete das obere Zivilgericht an, den Regulierungsbehörden Recht zu geben, erklärte ein Richter heute. Diese Bewertung sei jedoch vorläufig. 

Konkret handelt es sich bei der Behörde um die Bundesnetzagentur, die regelt, welche Nutzungsentgelte die Netzbetreiber von Strom- und Gasversorgern erheben können.

Weniger Rendite

2021 hatte die Bundesnetzagentur einen Eigenkapitalzinssatz von 5,07 Prozent für neue Anlagen und 3,51 Prozent für alte Anlagen festgelegt, gültig ab 2024. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat die Entscheidung im vergangenen Jahr gekippt. Dieses Urteil wiederum wird nun wohl aufgehoben. Nach vorläufiger Auffassung sei die Festsetzung der Zinssätze durch die Bundesnetzagentur nicht zu beanstanden, erklärte der Richter heute. 

Die Netzbetreiber müssten sich dadurch mit niedrigeren Renditen zufriedengeben: Bis zum Vorstoß der Bundesnetzagentur 2021 lagen die Zinssätze für Neuanlagen bei 6,91 Prozent, bei Altanlagen waren es 5,12 Prozent.

Investitionen vs. Strompreis

„Das wird die Energiewende lahmlegen“, sagte Thomas Burmeister, Anwalt des Netzbetreibers Amprion. An diesem ist RWE mit einem Viertel beteiligt. Dem Börsendienst Bloomberg zufolge hatten etwa 900 Energieunternehmen in Deutschland gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur Klage eingereicht.

Höhere Renditen würde es für Netzbetreiber attraktiver machen, zu investieren. Allerdings zahlen Versorger dann aber auch mehr an die Netzbetreiber und geben diese Kosten wiederum an ihre Kunden weiter. Strom ist dadurch teurer. Derweil ächzen viele Industrien in Deutschland bereits unter hohen Energiekosten.

E.on (WKN: ENAG99)

Aktie rutscht ab

Eon hat seine Investitionen in diesem Jahr um rund 20 Prozent erhöht, vor allem in die Netze. Entsprechend sorgt die Meldung an der Börse heute für Verluste. Die Papiere der Essener verlieren in Frankfurt mehr als drei Prozent und bilden damit das Schlusslicht im DAX. Zwischenzeitlich markierten die Papiere ein neues Jahrestief. Im laufenden Jahr steht ein Kursrückgang um über 6,5 Prozent.

Fazit

Angesichts der erhöhten Investitionen ist das zu erwartende Urteil für Eon eine schlechte Nachricht. Der Vorstoß von 2021 bedeutet hätte einen Rückgang der Netzrenditen zur Folge. Die Aktie von Eon tendiert derweil im laufenden Jahr weitgehend seitwärts. Auf Sicht von zwölf Monaten rufen Analysten momentan ein durchschnittliches Kursziel von rund 14,90 Euro auf.