Der kriselnde Hersteller von Saugrobotern muss Insolvenz anmelden und wird von seinem wichtigsten Auftragsfertiger übernommen. Operative Herausforderungen und fehlende finanzielle Mittel besiegeln den Absturz. Investoren fliehen, die Anteilsscheine des Konzerns implodieren
Für den Hersteller der bekannten Roomba-Saugroboter endet die Eigenständigkeit. Im Rahmen eines Abkommens zur Restrukturierung übernehmen der wichtigste Auftragsfertiger PICEA Robotics sowie dessen Tochtergesellschaft Santrum Hong Kong den US-Konzern in einem gerichtlich überwachten Verfahren vollständig.
Um die Transaktion „möglichst effizient abwickeln zu können“, melden iRobot sowie einige Tochtergesellschaften die Insolvenz nach Chapter 11 an. Der Konzern geht davon aus, dass der vorbereitete Prozess bis Februar abgeschlossen ist. Das operative Geschäft soll während des Verfahrens weiterlaufen.
Aktie eingesaugt
Der tiefgreifende Schritt hatte sich zuletzt mehr und mehr angedeutet. „Es ist unwahrscheinlich, dass die derzeitige Prüfung strategischer Alternativen zu einer Transaktion außerhalb eines Insolvenzverfahrens führen wird“, teilte iRobot Anfang des Monats in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC mit. Bereits im jahresverlauf äußerte das Management Bedenken am Fortbestand.
Im Rahmen der Vereinbarung erhält PICEA 100 Prozent der Unternehmensanteile. Entsprechend wird iRobot somit privatisiert und nach Abschluss der Transaktion nicht mehr börsennotiert sein.
Operative Probleme
Operativ zeigten sich zuletzt die Herausforderungen wie Konkurrenz aus Asien: Im dritten Quartal ging der Umsatz zum Vorjahr um rund ein Viertel zurück. Gleichzeitig stiegen die operativen Aufwendungen. Sowohl operativ als auch unter dem Strich rutschte der Konzern aus Massachusetts in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 62 US-Cent je Aktie, fast dreimal so viel wie vor einem Jahr.
„Unsere Umsätze im dritten Quartal blieben aufgrund anhaltender Gegenwinde auf dem Markt, fortdauernder Produktionsverzögerungen und unvorhergesehener Lieferengpässe deutlich hinter unseren internen Erwartungen zurück“, räumte Konzernchef Gary Cohen ein. Dies habe zu einem höheren Cash-Verbrauch geführt und die Rentabilität belastet.
Gescheiterter Amazon-Deal
Ende September standen beim Konzern nur noch Barmittel und Äquivalente von etwa 25 Millionen Dollar in der Bilanz. Derweil fielen im dritten Quartal Umsatzkosten von rund 100 Millionen Dollar an.
2022 wollte der Online-Handelsriese Amazon den Konzern übernehmen. Die Parteien einigten sich auf einen Preis von 61 Dollar pro Aktie, inklusive Schulden etwa 1,7 Milliarden Dollar. Der Deal scheiterte jedoch am regulatorischen Widerstand, vor allem seitens der EU-Wettbewerbsbehörden. Amazon zahlte iRobot daher eine Gebühr von 94 Millionen Dollar.
Aktie implodiert
An der Börse sorgen die Insolvenz und der bevorstehende Börsenabgang für eine Implosion des Aktienkurses. Das Papier bricht zum Wochenstart rund 85 Prozent ein. Der Börsenwert liegt nur noch bei etwa 20 Millionen Dollar.
Aktuell wechseln die Papiere für etwa 60 Cent den Besitzer. Am Rekordhoch 2019 notierte die Aktie jenseits von 110 Euro. Der Börsengang erfolgte 2005 zu 24 Dollar je Papier.
Fazit
Operative Herausforderungen und fehlende finanzielle Mitteln zwingen den Saugroboter-Hersteller in die Knie. Nun geht der Konzern nach China. Für Aktionäre endet das Kapital wohl mit einem annähernden Totalverlust.