Der Stahlkonzern verzeichnete in den vergangenen Monaten schwächere Geschäfte und reduziert auf Basis vorläufiger Zahlen nun seine Zielsetzungen für das Gesamtjahr. Bei Investoren des SDAX-Mitglieds sorgt das vor dem Wochenende für Enttäuschung, die Papiere rutschen ab.
Der Konzern kämpft weiter mit schwierigeren Geschäften. Vorläufige Zahlen zum ersten Halbjahr verdeutlichen das einmal mehr.
Demnach lag der Außenumsatz (Umsatz, der nicht zwischen konzerninternen Teilen erzielt wurde) wohl bei 4,7 Milliarden Euro, zum Vorjahr ein Rückgang um rund zehn Prozent. Die Erlöse für das abgelaufene Quartal blieben mit 2,3 Milliarden Euro leicht unter der Konsenserwartung.
In den ersten sechs Monaten hat sich das operative Ergebnis (Ebitda) gegenüber Vorjahr auf 116,8 Millionen Euro halbiert. Auf Basis des Vorsteuerergebnisses (Ebit) stand ein Verlust von knapp 84 Millionen Euro, nach einem Überschuss von 11,5 Millionen Euro vor einem Jahr. Vor allem die Ergebnisse des zweiten Jahresviertels lagen dabei klar hinter dem Vorjahreszeitraum.
Ziele sinken
Für die zweite Jahreshälfte erwarten die Niedersachen noch keine spürbare Markterholung. Unter Berücksichtigung der Ausblicke seiner Tochtergesellschaften, Effekten aus dem Performance-Programm P28 sowie laufenden Restrukturierungsmaßnahmen passt der Konzern die Jahresprognose an. Der Umsatz soll nun bei 9,0 bis 9,5 Milliarden Euro liegen, die vorherige Zielsetzung sah mindestens das obere Ende dieser Spanne vor. 2024 standen zehn Milliarden Euro in der Bilanz.
Dazu stellt das SDAX-Mitglied nun ein Ebitda zwischen 300 und 400 (bisher: 350 bis 550) Millionen Euro in Aussicht. Beim Vorsteuerergebnis traut sich Salzgitter bestenfalls die schwarze Null zu, die vorherige Prognose sah Luft bis zu einem Überschuss von 100 Millionen Euro.
Euphorie verfliegt
An der Börse sorgt der neue Ausblick erwartungsgemäß für Enttäuschung. Im Xetra-Handel rutschen die Papiere rund 15 Prozent ab, an der Börse Frankfurt steht ein Minus von mehr als acht Prozent.
Die zu Monatsanfang aufgekommene Euphorie, nachdem eine Konzerntochter für einen Spezialstahl die Zulassung für den Einsatz im militärischen Bereich erhalten hat, ist weitgehend wieder verflogen. Dennoch: Trotz konjunktureller Unsicherheiten und Zollstreitigkeiten legten die Papiere über die letzten zwölf Monate um mehr als ein Viertel im Wert zu.
Schätzungen dürften sinken
Analysten finden derweil wenig Positives. US-Bank JP Morgan verwies darauf, dass das Ebitda des zweiten Quartals die Erwartung um etwa zwei Drittel verfehlt habe und vermutet bei den Konsensschätzungen nun Kürzungen um rund 30 Prozent. Angesichts der Kursrallye zuletzt sei die neue Prognose ein Realitäts-Check.
Kollegen von Jefferies sehen derweil Raum für Senkungen der Konsensschätzungen im gesamten Stahlsektor. Nach Meinung von Morgan Stanley könnte bei Salzgitter auch der gesenkte Ausblick angesichts der Herausforderungen noch zu hoch sein.
Fazit
Bei Salzgitter läuft es mühsam, zeitnahe Besserung zeichnet sich im Kerngeschäft momentan nicht ab. Aktivitäten im Bereich Rüstung bergen aber Potenzial. Wie schnell diese einen größeren Einfluss auf die Finanzergebnisse haben, muss sich noch zeigen.
Derweil bliebt die Börse skeptisch: Allein die Beteiligung von 29,99 Prozent am Kupferkonzern Aurubis deckt etwa den gesamten Börsenwert von Salzgitter ab. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten bei rund 23,90 impliziert dennoch kaum Aufwärtspotenzial. Zudem dürften Schätzungen nach der Prognosesenkung nun reduziert werden. Ein Einstieg drängt sich aktuell nicht auf.