Die Papiere des Schokoladenehrstellers stehen am Donnerstag deutlich unter Druck. Die jüngste Geschäftsentwicklung und Rahmenbedingungen veranlassen die Schweizer zu einer erneuten Anpassung der Jahresziele. Investoren reagieren enttäuscht und trennen sich verstärkt von den Anteilsscheinen.
Der Schokoladenhersteller kämpft mit schwierigen Bedingungen. “Unsere Industrie erlebt seit 18 Monaten ein beispiellos disruptives und volatiles Marktumfeld“, sagte Konzernchef Peter Feld und bezieht sich vor allem auf die gestiegenen Kakaopreise.
Bei der heutigen Zahlenvorlage informierte Barry Callebaut über die Umsatzentwicklung in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres. Dabei wies der Konzern für die neun Monate bis Ende Mai einen Umsatz von etwa 10,9 Milliarden Schweizer Franken aus, gegenüber Vorjahr ein Anstieg um 56,7 Prozent.
Was phänomenal klingt, ist allerdings darauf zurückzuführen, dass die Schweizer die gestiegenen Kakaopreise weitergeben. Der Preis für die Bohnen lag nach Konzernangaben für den Berichtszeitraum 43 Prozent über Vorjahr.
Verkaufsmengen gehen zurück
Entsprechende Preisanpassungen belasteten die Nachfrage. Barry Callebaut beliefert Konzerne wie Unilever, Mondelez oder Nestlé, die wiederum höhere Kosten an Endverbraucher weiterreichen. Unter dem Strich ging die Verkaufsmenge bei Barry Callebaut um 6,3 Prozent zurück.
Das Management verweist auch auf Unsicherheiten am US-Markt. In Nordamerika, nach Westeuropa die zweitwichtigste Absatzregion, büßten die Verkaufsmengen auf Jahressicht um 5,8 Prozent ein. Global verzeichnete der Markt für Schokolade und Süßwaren im abgelaufenen Quartal den stärksten Rückgang seit zehn Jahren, teilte der Konzern mit und berief sich auf Daten des Marktforschungsunternehmens Nielsen.
Beim Blick auf den Kakaopreis zeigt sich, dass die Notierung auf Sicht eines Jahres um rund ein Viertel gesunken ist. Allerdings ist der Preis volatil, schwankte in der Zeit zwischen 5.000 und fast 10.000 Pfund pro Tonne. Entsprechend stieg auch der Preis der Lagerbestände.

Prognose sinkt erneut
Angesichts der jüngeren Geschäftsentwicklung passen die Schweizer ihre Prognose für das Gesamtjahr (bis Ende August) erneut an, erwarten nun einen Rückgang der Verkaufsmengen um rund sieben Prozent und eine Steigerung des Vorsteuergewinns (Ebit) im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich.
Im Jahresverlauf musste der Konzern bei der Zielsetzung mehrmals nachbessern. Ursprünglich wurden stagnierende Verkaufsmengen und ein zweistelliges Wachstum des wiederkehrenden Ebit angepeilt. Zur Halbzeit ging das Management noch davon aus, dass die Verkaufsmengen nur im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken und das wiederkehrende Ebit zweistellig steigen wird.
Aktie knickt ein
An der Börse sorgen Zahlen und Prognose heute für schlechte Stimmung. In Frankfurt geben die Papiere rund 13 Prozent nach. An deutschen Börsen werden eidgenössische Aktien erst seit Mai wieder gehandelt, an der Schweizer Börse büßten die Anteilsscheine auf Sicht eines Jahres fast die Hälfte im Wert ein.
Analysten von JP Morgan erachten es aufgrund der Entwicklungen zuletzt also noch schwerer vorhersehbar, wann eine Rückkehr zum Volumenwachstum zu erwarten ist. Kollegen der Citigroup rechnen mit einer Senkung der Konsensschätzungen für das Gesamtjahr.
Schulden im Blick
Aufgrund der Marktlage liegt der Fokus noch stärker auf dem Strategieprogramm „BC Next Level”. Dieses geht unter anderem mit einer Vereinfachung des Produktportfolios einher. Außerdem wurden neue Initiativen Im Bereich Logistik angestoßen. Einsparungen, die sich aus diesen und anderen Maßnahmen ergeben sollen, werden aufgrund der Marktbedingungen aber wohl erst mit Verzögerung sichtbar.
Zudem fokussiert sich Barry Callebaut auf die Herausforderung der gestiegenen Verschuldung. Stand Ende Februar lag die Nettoverschuldung beim 6,5-fachen des wiederkehrenden Ebitda. Werte unter dem Dreifachen des Ebitda gelten als gesund. Die Schweizer machen für den Anstieg auch die durch den Kakaopreis gewachsenen Lagerbestände verantwortlich. Helfen sollen unter anderem ein verbesserter Finanzierungsmix und eine Steigerung des Ebitda durch Preisanpassungen und Einsparungen aus Maßnahmen wie dem Programm „BC Next Level”.
Fazit
Hohe Rohstoffkosten machen den Schweizern zu schaffen. Zwar gibt der Konzern diese weiter, dürfte es dabei aber schwerer haben als beispielsweise Lindt. Zudem drücken die höheren Preise auf die Nachfrage. Wann hier eine Wende naht, zeichnet sich noch nicht ab. Dazu ging der Konzerngewinn in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres um mehr als die Hälfte zurück, vor allem wegen höherer Finanzierungskosten. Für das Gesamtjahr rechnen die Analysten bislang mit einem leichten Rückgang des Nettogewinns. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt derweil bei rund 1.200 Euro.