Die Hauptversammlung von Warren Buffetts Holding Berkshire Hathaway gilt als „Woodstock für Kapitalisten“. Auch an diesem Samstag werden Tausende Aktionäre und Fans nach Omaha pilgern, um ihrem Idol zu huldigen, aber auch um eine Einschätzung des Starinvestors zur Lage von Wirtschaft und Börse zu bekommen.
Zu feiern gibt es auch einiges, denn Altmeister Warren Buffett (94) steht seit nunmehr genau 60 Jahren an der Spitze seiner Holding. Die Aktie konnte trotz der Turbulenzen an den Börsen im Jahresvergleich rund 26 Prozent zulegen. Buffett hat erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt, warum seine Holding als sicherer Hafen im Aktienmarkt gilt, gerade in turbulenten Zeiten. Er hat bereits im vergangenen Jahr frühzeitig sein Aktienportfolio verkleinert, sich von Apple und Bank of America teilweise getrennt und mit dem Versicherer Chubb nur eine bedeutende Aktienposition ausgebaut.
Buffett spürt sein Alter
Doch am Samstag müssen sich die Aktionäre auch auf einen deutlich verkürzten Auftritt Buffetts einstellen. Schon im vergangenen Jahr hatte er angedeutet, dass er sein Alter zu spüren bekomme und ihm manche Dinge langsamer von der Hand gehen. Viele seiner Bewunderer erinnern sich noch an die Zeiten, als er mit seinem Ende 2023 verstorbenen kongenialen Partner Charlie Munger stundenlang allein die Fragen der Aktionäre beantwortete.
Inzwischen rückt Buffett seine designierten Nachfolger, den Berkshire-Manager Greg Abel und den Versicherungschef Ajit Jain immer stärker in den Vordergrund. Sie werden wohl auch den größten Teil der Veranstaltung aktiv bestreiten. Doch die Aktionäre hoffen, dass sich auch Buffett selbst zu Wort melden und eine Einschätzung zur Lage der Wirtschaft und der Börsen geben wird. Zwar hält er sich mit politischen Äußerungen zurück. Für Aufmerksamkeit sorgten Anfang März kritische Worte zur Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. In einem Interview mit dem Sender CBS News sagte Buffett wörtlich: „Wir haben viel Erfahrung mit Zöllen. Sie sind gewissermaßen eine Kriegshandlung.“
Im Vorfeld der Hauptversammlung wird aber auch spekuliert, ob der 94-Jährige bereits zum Rückzug blasen könnte. Mitarbeiter aus seinem engsten Umfeld können sich das allerdings nur schwer vorstellen. Gerade wenn es an den Börsen turbulent zugehe, habe es für Buffett allergrößten Reiz, zu den richtigen Preisen wieder zu investieren, sagen sie. Auch sein langjähriger Geschäftspartner Munger war bis kurz vor seinem Tod mit fast 100 Jahren noch in der Firma sehr aktiv.
„Er könnte ehrenvoll übergeben"
Also weitermachen, bis es wirklich nicht mehr geht? Hendrik Leber, Gründer des Vermögensverwalters Acatis, sieht es anders. „Eigentlich wäre jetzt eine gute Zeit für Buffett, sich zurückzuziehen“, sagte Leber dem „Handelsblatt“. „Er ist ein Ausnahmeinvestor, von dem es alle 100 Jahre nur einen gibt, und er ist gerade wieder auf dem Höhepunkt. Jetzt könnte er ehrenvoll an seine Nachfolger übergeben.“
Fazit
Viele Aktionäre und Bewunderer von Warren Buffett spüren es schon im Vorfeld: Diese Hauptversammlung wird allein schon angesichts seines fortgeschrittenen Alters etwas Besonderes. So manche sehen das Aktionärstreffen als eine der letzten Gelegenheiten, den US-Starinvestor live zu erleben. Investoren und Beobachter erwarten allerdings auch Einblicke in die zukünftige Ausrichtung der Holding, insbesondere in Bezug auf Führung, Investmentstrategie und Kapitalallokation. Somit markiert die diesjährige Hauptversammlung auch einen Wendepunkt für Berkshire Hathaway.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur von Börse Online, Herr Jens Castner, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Berkshire Hathaway.