Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich gegen eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit ausgesprochen. Auch Unicredit-Chef Andrea Orcel soll das Interesse verloren haben, weil ihm die Aktie zu teuer geworden sei.
Die Commerzbank-Übernahme ist wohl erst einmal vom Tisch. Nachdem Bundeskanzler Friedrich Merz den Arbeitnehmervertretern der Commerzbank die Unabhängigkeit in einem Brief zugesichert hat, hat offenbar auch die Mailänder Großbank das Interesse an einer Übernahme verloren. Der Sender CNBC meldet, dass Unicredit-Chef Andrea Orcel die Commerzbank inzwischen für zu hoch bewertet hält. Die Aktie hatte binnen sechs Monaten rund 85 Prozent zugelegt und notiert derzeit bei fast 28 Euro. Früheren Analystenschätzungen zufolge soll die Schmerzgrenze für Unicredit bei rund 26 Euro gelegen haben.
Die Arbeitnehmervertreter kämpfen seit Monaten gegen eine Übernahme des Instituts durch die italienische Großbank Unicredit und haben den Kanzler um seine Unterstützung gebeten. In dem Brief an den Betriebsrat sicherte Merz nun der Bank politische Rückendeckung zu. Der Kanzler betonte unter anderem die Bedeutung der Commerzbank für den deutschen Mittelstand und warnte vor einem Verlust der Eigenständigkeit. Eine unabgestimmtes und unfreundliches Verhalten wie das der Unicredit sei nicht akzeptabel. Dies gelte vor allem bei systemrelevanten Geldhäusern wie der Commerzbank, die für die Finanzierung des Mittelstands von großer Bedeutung sei. Die Regierung setze auf eine „starke und eigenständige Commerzbank“. Die Zahlen zum ersten Quartal sprächen für eine erfolgreiche Entwicklung der Bank.
Finanzminister Lars Klingbeil ergänzte in Berlin, dies sei ein wichtiges politisches Signal und ein klares Zeichen an die Commerzbank-Beschäftigten. Die Bundesregierung hält noch rund zwölf Prozent der Commerzbank-Anteile. Unicredit hat sich über Umwege knapp 28 Prozent gesichert und strebte früheren Aussagen zufolge eine vollständige Übernahme an.
Fazit
Die neue Bundesregierung lehnt eine Übernahme der Commerzbank ab. Auch Unicredit-Chef Andrea Orcel verliert das Interesse und bläst das Projekt voerst ab - angeblich, weil die Aktie zu teuer geworden ist. Doch was bedeutet das alles für die Aktie? Kommt ein Kurssturz? Entweicht jetzt die Übernahmefantasie? Fast aber scheint es, als würde diese für die Kursentwicklung der Bank inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Von Panik war am Mittwoch keine Spur, die Aktie lag leicht im Plus. In ihren jüngsten Einschätzungen hatten sich Analysten zuletzt auf die angehobenen Ergebnisprognosen der Bank fokussiert und damit ihre Kaufempfehlungen und angehobenen Kursziele begründet. So hatte auch Goldman Sachs seine Ergebnisschätzungen angehoben und das Kursziel von 24,90 auf 27,30 Euro angehoben. Die Deutsche Bank erhöhte ebenfalls ihre Ergebnisschätzungen, und das Kursziel von 26 auf 29 Euro. Die Bank hatte für das erste Quartal einen überraschend hohen Nettogewinn von 834 Millionen Euro ausgewiesen (plus zwölf Prozent zum Vorjahresquartal). Anleger dürften die Kursentwicklung der Bank in den nächsten Tagen mit Spannung verfolgen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.