Die Beteiligungsgesellschaft CVC hat mit dem Anbieter von Software für das Gesundheitswesen eine Vereinbarung geschlossen, um die Papiere im Streubesitz zu erwerben. Für das freiwillige Übernahmeangebot wurden die Unterlagen veröffentlicht. Die Frist zur Annahme der Offerte endet bereits im Januar.
Am 9. Dezember kündigte Compugroup Medical an, dass die Private-Equity-Gesellschaft CVC Capital Partners (WKN: A40B55) eine Übernahme der Anteile in Streubesitz anstrebt. 22 Euro je Aktie sollen bisherige Anteilseigner erhalten, wenn sie ihre Papiere andienen. Dies entsprach einem Aufschlag von über 50 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der drei Monate zuvor. Wie CVC heute mitteilte, hat die Frist zur Annahme der Offerte begonnen und endet am 23. Januar um 24.00 Uhr.
Gründer verkaufen nicht
Neben üblichen regulatorischen und kartellrechtlichen Genehmigungen unterliegt das Angebot einer Mindestannahmeschwelle von 17 Prozent. CVC hält nach eigenen Angaben bereits 9,62 Prozent der ausstehenden Aktien. Dass die Schwelle bei der Compugroup vergleichsweise niedrig ist, hat einen Grund: Die Gründerfamilie Gotthardt und der mit ihr verbundene Anteilseigner Dr. Reinhard Koop halten zusammen 50,1 Prozent der Anteile.
Im Rahmen der Vereinbarung mit CVC werden diese ihre Mehrheitsbeteiligung auch weiterhin halten. Zusammen mit ihnen will CVC nach der Offerte mindestens 67 Prozent der Anteile kontrollieren. Es wurde vereinbart, für mindestens zwei Jahre nach Abschluss der Transaktion keinen Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrag einzugehen.
Vorbehaltlich der Prüfung der heute eingereichten Angebotsunterlagen beabsichtigt das Management von Compugroup Medical, seinen Aktionären die Annahme des Angebots zu empfehlen. Die Übernahme soll in der ersten Jahreshälfte 2025 abgeschlossen werden. Im Anschluss soll das SDAX-Mitglied von der Börse genommen werden.
Chance auf höhere Kurse
In vier Wochen wird sich zeigen, wie viele Anteile sich CVC sichern konnte. Angesichts der Übernahme des Wettbewerbers Nexus durch eine Private-Equity-Firma scheint bei der Compugroup auch ein höherer Wert denkbar als die gebotenen 22 Euro.
Die Privatbank Warburg verweist auf die im Vergleich niedrige Bewertung der Compugroup. Entsprechend spiegle die Offerte nicht den fairen Wert des Unternehmens wider. Kollegen der Baader Bank kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: „Da die Gründerfamilie beabsichtigt, auch nach der potenziellen Transaktion investiert zu bleiben, glauben wir, dass dies darauf hindeutet, dass die Firmengründer einen deutlich höheren Wert in der Compugroup sehen als die 22 Euro.“
Dennoch sieht Warburg gute Chancen, dass der geplante Abschied von der Börse vollzogen werden kann. Dazu könnte auch beitragen, dass einige Investoren nach der enttäuschenden Kursentwicklung bei der Compugroup einen Schlussstrich ziehen wollen. 2007 gingen die Koblenzer zu 18 Euro je Aktie an die Börse. Ihr Hoch erreichte die Aktie bei rund 85 Euro. Vor der Offerte von CVC notierte sie aber sogar wieder unter ihrem Ausgabepreis.
Fazit
Die Angebotsunterlagen bestätigen den bereits gemeldeten Preis. Die Aktie reagiert heute entsprechend kaum und notiert bereits knapp unter der Marke von 22 Euro. Investoren, die ihre Papiere andienen wollen, haben bis zum 23. Januar Zeit.
Im Markt bestehen aber durchaus auch Stimmen, die die Offerte für zu niedrig erachten. Für risikobereite Anleger könnte also mehr drin sein, entweder über eine verbesserte Offerte von CVC oder eine Kurssteigerung aus eigener Kraft. Erlösseitig erwarten Analysten bei der Compugroup in den kommenden Jahren allerdings lediglich Zuwächse im niedrigen einstelligen Bereich.
Aufgrund der niedrigen Annahmeschwelle scheint ein zeitnaher Abschied aus dem regulierten Handel wahrscheinlich. Anleger, die ihre Anteile trotz der Offerte von CVC weiter halten wollen, müssten dann auf weniger liquide Handelsplätze wie die Börse Hamburg ausweichen.