Der Automobilzulieferer präsentiert auf dem Kapitalmarkttag seine Pläne und Zukunftsaussichten für die Zeit nach der Aufspaltung. Ein schwierigeres Marktumfeld veranlasst das Management derweil, die Zielsetzung für das laufende Jahr anzupassen. So reagiert die Aktie. 

Der DAX-Konzern treibt seine Transformation zum reinen Reifenhersteller voran. Im September soll die Autozuliefersparte abgespalten und als „Aumovio“ eigenständig börsennotiert sein. 

Auf dem heutigen Kapitalmarkttag bekräftigten die Hannoveraner die Pläne, sich vom Geschäftsbereich ContiTech zu trennen. Stimmt der Aufsichtsrat zu, soll das Geschäft mit Kautschuk- und Kunststoffprodukten im kommenden Jahr veräußert werden. Original Equipment Solutions (OESL), ein Geschäftsfeld von ContiTech, soll bereits in diesem Jahr verkauft werden. 

Margentreiber Reifen

Continental skizzierte heute die Zielsetzungen für die kommenden drei bis fünf Jahre nach der Aufspaltung. Diese umfassen neben dem Reifengeschäft (Tires) noch den zu veräußernden Geschäftsbereich ContiTech, allerdings ohne OESL. 

In seiner neuen Aufstellung erwartet Conti mittelfristig einen Gesamtumsatz von rund 19,5 bis 22 Milliarden Euro. Davon sollen 14,5 bis 16 Milliarden Euro auf das Reifengeschäft entfallen und der Rest auf ContiTech. Dabei soll der Konzern mit einer operativen Marge (bereinigtes Ebit) von 12,0 bis 14,5 Prozent unterwegs sein, getragen von den überdurchschnittlichen 13 bis 16 Prozent des Reifengeschäfts. 

Die Aussichten für Tires haben sich derweil nicht so eingestellt, wie auf dem letzten Kapitalmarkttag erwartet. 2023 stellte Conti in Aussicht, das Reifengeschäft werde den Umsatz innerhalb von drei bis fünf Jahren auf etwa 17 bis 18 Milliarden Euro steigern. „Die Märkte entwickeln sich schwächer, als wir damals erwartet haben“, zitiert der Börsendienst Bloomberg den Konzernlenker Nikolai Setzer. 

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Foto: Continental AG
Nikolai Setzer

In Zukunft steht das Geschäft voll im Fokus: „Continental wird künftig erstmalig in ihrer Geschichte ein reiner Reifenhersteller, der sich auf Wertschaffung, Profitabilität, Cashflow und eine stabile Geschäftsentwicklung fokussiert. Von dieser Resilienz werden alle Stakeholder profitieren“, sagte Setzer. 

Mehr Dividende

Ab September will Conti seinen Dividendenpolitik anpassen. Statt 20 bis 40 werden künftig 40 bis 60 Prozent des Konzerngewinns ausgeschüttet. Nach dem angestrebten Verkauf von Conti-Tech will das Management zudem prüfen, die Mittel gegebenenfalls für eine Sonderdividende und Aktienrückkäufe zu verwenden. 

Nach der Abspaltung von Automotive verfügt Continental weiterhin über ein hohes Wertsteigerungspotenzial. Wir streben eine attraktive Aktionärsrendite an

Olaf Schick, Finanzvorstand Continental

Ziele für Auomovio

Auch für das ab September eigenständige Unternehmen Aumovio präsentierte Conti heute die Aussichten. Der letztjährige Umsatz von 19,6 Milliarden Euro soll mittelfristig auf 20 bis 22 Milliarden Euro wachsen. Langfristig werden 24 Milliarden Euro angestrebt. Die bereinigte Ebit-Marge soll von 2,5 zunächst auf 4,0 bis 6,0 Prozent und langfristig auf 6,0 bis 8,0 Prozent gesteigert werden. Dazu will Auomovio mittelfristig zehn bis 30 Prozent seiner Gewinne als Dividende ausschütten. 

Wechselkurse und Zölle belasten

Neben der künftigen Ausrichtung äußerte sich Conti heute auch zur Gegenwart. Und die bringt Herausforderungen mit sich. Wegen veränderter Wechselkurse erwartet das Management für ContiTech nun noch einen Jahresumsatz von 6,0 bis 6,5 Milliarden Euro, die bisherige Zielsetzung sah bis zu 6,8 Millionen Euro vor. Das Margenziel von rund sechs bis sieben Prozent wurde bestätigt. Im Reifengeschäft belasten ebenfalls Wechselkurse sowie Zölle. Daher soll die bereinigte Ebit-Marge nun noch rund 12,5 bis 14,0 Prozent betragen, bislang wurden 13,3 bis 14,3 Prozent angepeilt. 

Konzernweit stellt Conti einen Umsatz von 19,5 bis 21 Milliarden Euro in Aussicht, das Margenziel sinkt um einen halben Prozentpunkt auf 10,0 bis 11,0 Prozent. 

Continental (WKN: 543900)

Investoren unbeeindruckt

An der Börse sorgen die gesenkten Aussichten für dieses Jahr und die Prognosen für die einzelnen Konzernteile für wenig Begeisterung. In einen positiven Marktumfeld verliert die Aktie fast zwei Prozent. In den vergangenen Monaten fuhren die Papiere aber deutlich im Vorwärtsgang. 

Analysten von Bernstein schrieben, die mittelfristigen Ziele von Continental gäben wenig Anlass zur Freude, wobei die Marge unter ihren Erwartungen liegen. 

Fazit

Conti wandelt sich zum reinen Reifenhersteller und baut auch darauf, dass das Ganze momentan mit weniger bewertet wird als die Summe seiner Teile. Ob das funktioniert, bleibt abzuwarten: An der Börse wird der Continental-Konzern aktuell ähnlich bewertet wie die reinen Reifenhersteller Michelin und Pirelli. Dass Conti in der neuen Struktur eine deutlich höhere Bewertung erhält, scheint also unwahrscheinlich. Das im September abzuspaltende Unternehmen Aumovio kommt mit überschaubarem Wachstum und erstmal geringen Margen daher, was den Appetit der Investoren zügeln dürfte. 

Dazu kommt heute das gesenkte Gewinnziel für das laufende Jahr. Die Aktie lief zuletzt stark, das durchschnittliche Analystenkursziel von rund 80 Euro rückt in Sichtweite. Anleger warten bei Conti ab.