Noch vor kurzem schien der Weg für den Ölkonzern aus Abu Dhabi frei: ADNOC hatte 62 Euro je Covestro-Aktie geboten und sich damit schnell die Mehrheit gesichert. Doch dann bescherte die EU-Kartellbehörde Anlegern eine kalte Dusche und stoppte die Prüfung des 14,7 Milliarden Euro schweren Deals. Der DAX-Wert rauschte ab. Doch ADNOC lässt nicht locker. 

Mit einem Anteil von rund 95 Prozent schien die erfolgreiche Übernahme des Chemiekonzerns bereits so gut wie sicher. Doch Ende der vergangenen Handelswoche hatte dDie EU-Kartellbehörde die Prüfung des Milliarden-Deals ausgesetzt. Die Behörde erklärte den Schritt damit, dass man mehr Informationen sammeln wolle. ADNOC hatte die EU-Regulierungsbehörde daraufhin scharf kritisiert und ihre Forderungen als unverhältnismäßig bezeichnet (siehe €uro am Sonntag Update, Ausgabe 36).

Hintergrund  sind Bedenken der EU Kommission, dass Adnoc im Zuge der Transaktion von ausländischen Subventionen profitieren könnte. Im Fokus stehen dabei eine unbegrenzte Staatsgarantie und eine zugesagte Kapitalerhöhung von 1,2 Milliarden Euro. Die Sorge: Solche Hilfen könnten den Wettbewerb verzerren. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch berichtete, zeigt sich ADNOC aber nun offenbar bereit, auf die Bedenken der EU einzugehen und Zugeständnisse zu machen.

So soll die geplante Kapitalerhöhung offenbar in ein marktübliches Gesellschafterdarlehen umgewandelt werden. Zudem plant ADNOC laut Insidern, auf die sich Reuters beruft, auf unbegrenzte Staatsgarantien zu verzichten und die Satzung entsprechend anzupassen. Auch eine Zusicherung, dass die Technologie und das geistige Eigentum des Chemiekonzerns in Europa verbleiben, steht demnach im Raum. Wie die Nachrichtenagentur weiter schrieb, soll Adnoc-Chef Sultan Ahmed Al Jaber mit der EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera telefoniert haben.

Weder die EU-Kommission noch ADNOCs internationaler Investmentarm XRG äußerten sich zu dem Reuters-Bericht. Die Wettbewerbshüter haben noch bis zum 2. Dezember Zeit, um über die Übernahme zu entscheiden. 

Covestro (WKN: 606214)

Fazit

Die kurzfristigen Aussichten der Covestro-Aktie bleiben eng an die Entscheidung der EU-Kommission geknüpft. Grundsätzlich ist die Bereitschaft Adnocs, der EU-Kommission entgegenzukommen, positiv zu werten. Der jüngste Kurssprung von rund fünf Prozent signalisiert, dass die Börse dies ähnlich sieht und letztlich von grünem Licht für die Übernahme ausgeht.