Die europäische Verteidigungsindustrie erlebt einen Auftragsboom. Nun aber zieht der südkoreanische Tech-Konzern Hanwha bei einem Unternehmen die Reißleine und steigt komplett aus.
Das französisch-britische Unternehmen Eutelsat ist ein wichtiger Akteur im Bereich militärischer Satellitenkommunikation und unterstützt verschiedene nationale und internationale Verteidigungsprojekte. Ein bedeutendes Beispiel ist der Satellit EUTELSAT 36D, der mit einem Ultra-High-Frequency (UHF) Nutzlastmodul ausgestattet ist, das speziell für militärische Kommunikation entwickelt wurde. Diese UHF-Nutzlast wird von Airbus betrieben und bietet Streitkräften, insbesondere in Europa und der NATO, sichere Kommunikationsdienste.
Nun hat der südkoreanische Technologiekonzern Hanwha Systems seine komplette Eutelsat-Beteiligung von 5,4 Prozent veräußert. Der Verkauf erfolgte über ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren und wurde laut Unternehmen erfolgreich abgeschlossen. Der Preis betrug 3,00 Euro je Aktie – ein Abschlag von rund 14 Prozent auf den Schlusskurs des Vortags. Hanwha hatte 2021 rund 300 Millionen US-Dollar in Eutelsat investiert, zieht sich nun aber mit einem erheblichen Verlust von rund 215 Millionen US-Dollar zurück. Die Aktie bricht ium gefolge des bekann gwordenen Ausstieg ein und verliert rund 15 Prozent an Wert.
Der Ausstieg des südkoreanischen Hanwha-Konzerns kommt für Eutelsat zu einem heiklen Zeitpunkt: Der Satellitenbetreiber ist derzeit dringend auf der Suche nach frischem Kapital. Nachdem das Unternehmen zuletzt vermehrt in den Fokus westlicher Regierungen rückte, die nach europäischen Alternativen zu SpaceXs Starlink-Dienst Ausschau halten, steigt der politische Druck – doch wirtschaftlich bleibt die Lage angespannt. Eutelsat schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen, vor allem durch den strukturellen Niedergang seines klassischen Fernsehgeschäfts. Auch der Einstieg ins Zukunftsfeld der erdnahen Satelliten über die Übernahme von OneWeb im Jahr 2023 blieb bislang hinter den Erwartungen zurück: Technologische Verzögerungen und starker Wettbewerb bremsen die erhoffte Trendwende.
Die Analysten der Deutschen Bank sind bezüglich der Aktie skeptisch und warten eigenen Angaben zufolge weiterhin auf Klarheit zur Finanzierungsstrategie, da Eutelsat in den kommenden Jahren einen Kapitalbedarf von rund zwei Milliarden Euro bei bereits angespannter Verschuldung habe. Und: „In den vergangenen Wochen haben Medienberichte über eine mögliche Kapitalerhöhung bei Eutelsat nahegelegt, dass einige internationale Anteilseigner nicht bereit sind, zusätzliches Kapital bereitzustellen, während die französische und britische Regierung (zusammen mit einigen französischen Institutionen) eine mögliche Eigenkapitalmaßnahme unterstützen wollen", sagt Deutsche Bank Analysrt Robert Grindel und rät zum Verkauf der Aktie.
Fazit
Ob der Hanwha-Ausstieg andere internationale Investoren verunsichert oder gar Nachahmer findet, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Ohne einen tragfähigen Finanzierungsplan wird es für Eutelsat schwierig, seine ambitionierten Pläne zu verwirklichen. Die Aktie wird erst einmal volatil bleiben und ist nichts für schwache Nerven