Der Mutterkonzern der Elektronikmarktketten MediaMarkt und Saturn befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen über einen Verkauf an den chinesischen E-Commerce-Konzern JD.com. Eine Offerte könnte bald folgen. Die Anteilsscheine springen heute bereits an.
JD.com greift nach dem SDX-Mitglied Ceconomy. Während das grundsätzliche Interesse der Chinesen nicht neu ist, bestätigte Ceconomy heute, in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem Konzern zu stehen.
Demnach will JD.com sämtliche Anteile an Ceconomy erwerben und stellt sich einen Preis von 4,60 Euro je Stammaktie vor. Dies entspräche einem Aufschlag von rund 23 Prozent auf den gestrigen Schlusskurs von rund 3,75 Euro.
Die Düsseldorfer würden dadurch mit rund 2,2 Milliarden Euro bewertet. Rechtlich bindende Vereinbarungen bestehen jedoch nicht, entsprechend sei es für Ceconomy momentan nicht absehbar, ob es tatsächlich zu einem Übernahmeangebot komme, hieß es in einer Mitteilung.
Großaktionäre im Fokus
JD.com führt Gespräche mit großen Anteilseignern von Ceconomy, berichtete der Börsendienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Manche der Investoren würden jedoch zögern, verbindliche Zusagen zu unterschreiben.
Größter Aktionär des SDAX-Mitglieds ist die Holdinggesellschaft Convergenta der MediaMarkt-Gründerfamilie Kellerhals. Sie besitzt mehr als 29 Prozent der Anteile. Der Familienkonzern Haniel folgt mit einer Beteiligung von 16,7 Prozent. Auch die Meridian Stiftung (etwa elf Prozent) sowie der Telekommunikationskonzern Freenet (6,7 Prozent) halten größere Teile von Ceconomy.
Aktie springt an
Während ein konkretes Angebot bislang weder vorliegt noch garantiert ist, reagieren Anleger bereits: Die Papiere gewinnen in Frankfurt rund 14 Prozent, liegen jedoch noch ein Stück unter dem möglichen Angebotspreis. In den vergangenen Monaten befanden sich die Anteilsscheine im Aufwind, liegen seit Jahresbeginn rund 60 Prozent im Plus.
Hinterlegungsscheine (ADR) von JD.com verlieren rund ein halbes Prozent und mussten auch seit Jahresbeginn Einbußen hinnehmen.
Expansion nach Europa
JD.com versucht, sich unabhängiger von der Nachfrageentwicklung im eigenen Land zu machen und befasst sich dafür auch mit Möglichkeiten zur Expansion nach Europa. Mit dem Kauf von Ceconomy könnten sich die Chinesen die mehr als 1.000 Märkte sichern, die das SDAX-Mitglied in Europa betreibt.
Im vergangenen Jahr befasste sich JD.com bereits mit einer Übernahme des britischen Elektronikhändlers Currys, stellte die Bestrebungen aber ein.
Fazit
Eine Übernahme durch JD.com gilt für Ceconomy seit Längerem als denkbares Szenario. Die Chinesen könnten sich mit relativ überschaubaren Mitteln eine europaweite Präsenz einkaufen, auch wenn zum Börsenwert noch Ceconomy's Nettoschulden von rund 1,7 Milliarden Euro (Stand: Ende März 2025) hinzukämen. Ob es diesmal zu einem konkreten Angebot an die Aktionäre kommt, ist aber offen.
Derweil könnte es für viele Anleger eine Möglichkeit sein, ein eher enttäuschendes Investment zu beenden. Den kolportierten Angebotspreis von 4,60 Euro erreichte die Aktie letztmalig im Sommer 2021. Sollte sich ein Verkauf (noch) nicht abzeichnen, rücken die Zahlen für das dritte Quartal in den Blickpunkt, die es am 12. August geben soll. Jüngst konkretisierte das Management die Zielsetzung für das Gesamtjahr und erwartet einen Vorsteuergewinn (bereinigtes Ebit) von 375 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr standen 305 Millionen Euro.