Der Spezialist für Gabelstapler und Lagerlogistik wird für die Jahresziele vorsichtiger und passt die Prognose an. Neben einem Transformationsprogramm setzt dabei auch die erwartete Geschäftsentwicklung zu. Investoren reagieren enttäuscht, die Papiere büßen deutlich ein. 

Das Angebot der Hamburger umfasst Produkte wie Gabelstapler, Flurförderfahrzeuge und Palettenlager, aber auch Dienste für Automatisierung oder Lagermanagement. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, hat das Management heute ein Transformationsprogramm beschlossen. Dieses setzt auf personal- und standortbezogene Maßnahmen mit Fokus auf die Optimierung von Produktion, Management und Verwaltung.

Dieses Programm soll künftig nachhaltige Kosteneinsparungen von rund 100 Millionen Euro bringen. Im derzeitigen Geschäftsjahr sorgt es derweil erstmal für einmalige Aufwendungen, vor allem im laufenden Quartal. 

In Kombination mit der aktuellen und erwarteten Geschäftsentwicklung sieht sich das Management daher veranlasst, beim Ausblick für das Gesamtjahr nachzubessern. Der Auftragseingang wird nun bei 5,3 bis 5,9 Milliarden Euro erwartet und impliziert gegenüber der vorherigen Prognose (5,5 bis 6,1 Milliarden Euro) mehr Skepsis. Beim Umsatz rechnet Jungheinrich jetzt mit 5,3 bis 5,9 Milliarden Euro, an beiden Enden der Spanne 100 Millionen Euro weniger als zuvor. Im abgelaufenen Geschäftsjahr standen rund 5,4 Milliarden Euro.

Gewinnwarnung

Für den Vorsteuergewinn (Ebit) zeigt sich der Konzern deutlich vorsichtiger. Statt 430 bis 500 Millionen Euro werden nun zwischen 280 und 350 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Dabei kommen auch die Einmalaufwendungen von 90 Millionen Euro für das Transformationsprogramm zum Tragen. Das vergangene Geschäftsjahr schloss Jungheinrich mit einem Ebit von 434 Millionen Euro ab.

Beim freien Cashflow trauen sich die Hamburger jetzt noch über 250 Millionen Euro zu, zuvor wurden mehr als 300 Millionen Euro angepeilt.

Rückzug aus Russland

Die neue Zielsetzung könnte allerdings erneut angepasst werden, wenn der Verkauf der russischen Tochter Jungheinrich Lift Truck OOO abgeschlossen ist. Den Rückzug aus dem Land kann der Konzern allerdings nur durch eine Veräußerung deutlich unter Wert vollziehen. Wie Jungheinrich mitteilte, stimmen russische Behörden einer Transaktion nur zu, wenn der Verkaufspreis „maximal 40 Prozent des durch einen russischen Bewertungsgutachter ermittelten Marktwertes“ beträgt. 

Die Hamburger erwarteten einen Abschluss in den nächsten Wochen. Da die Veräußerung deutlich unter Buchwert erfolgen wird, steht für das Geschäft wohl zeitnah eine Abschreibung an. 

Jungheinrich Vz. (WKN: 621993)

Aktie im Rückwärtsgang

Investoren reagieren enttäuscht auf die heutige Gewinnwarnung. Im Xetra-Handel geben die Papiere aktuell rund 15 Prozent nach. In der vergangenen Woche markierte die MDAX-Aktie noch ein Jahreshoch. Die Aufwärtsbewegung seit April wurde nun empfindlich beendet. 

Die Anteilsscheine des deutschen Konkurrenten Kion zeigen sich derweil nur wenig bewegt. 

Fazit

Während die gesunkenen Erwartungen für das operative Ergebnis auch mit den Aufwendungen für das Transformationsprogramm zu erklären sind, deutet der vorsichtigere Ausblick bei Auftragseingang und Umsatz auf Unsicherheiten für die Geschäftsentwicklung hin. Eine erhoffte Belebung der Konjunktur schlägt sich bislang offenbar noch nicht in den Ergebnissen nieder. Hinzu kommen Zollunsicherheiten. Nach dem starken Lauf seit April verliert die Aktie heute kräftig. 

Neue Impulse dürfte der Halbjahresbericht am 8. August bringen. Bis dahin könnte es auch eine Einigung oder neue Angaben bezüglich der Veräußerung in Russland und deren finanzieller Auswirkungen geben. Unter Analysten herrscht derweil Zuversicht: Von 15 beim Börsendienst Bloomberg gelisteten Analysten raten momentan elf zum Kauf, vier würden den Titel halten. Ihr durchschnittliches Kursziel von rund 44 Euro impliziert Aufwärtspotenzial. Allerdings könnten manche Experten ihre Schätzungen nach der heutigen Prognosesenkung wieder anpassen. Risikoaverse Anleger warten erstmal ab.