Der US-Nahrungsmittelhersteller befasst sich offenbar mit einer Aufspaltung in zwei eigenständige Konzerne, um wieder Wert für seine Investoren zu schaffen. Ein Konkurrent hat einen solchen Schritt zuletzt eindrucksvoll vorgemacht. Entsprechend zuversichtlich reagiert die Börse.  

Bekannt ist Kraft Heinz in Deutschland vor allem für Ketchup, Mayonnaise, weitere Saucen oder gebackene Bohnen aus der Dose. Zum Portfolio gehören aber auch Snacks, Fleischprodukte, Salatdressings, Süßspeisen oder der Philadelphia-Frischkäse (allerdings nur in Nordamerika). 

In einer strategischen Neuausrichtung diskutiert der Konzern nun offenbar, sich in zwei Teile aufzuspalten. Das Management erwägt, einen Großteil des Lebensmittelgeschäfts, darunter viele Kraft-Produkte, in ein neues Unternehmen auszugliedern, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Personen. Dieses könnte mit bis zu 20 Milliarden Dollar bewertet werden. Zur Einordnung: Der Schlusskurs in den USA am Freitag bewertete den Konzern mit etwa 32 Milliarden Dollar. 

Daneben verbliebe dann ein weiterer Konzernteil, der Produkte wie Saucen und Brotaufstriche umfasst. Auch der namensgebende Ketchup wäre hier dann enthalten. Ob und wie die Aufteilung der Marken vollzogen werden soll, werde noch diskutiert und eine finale Entscheidung gäbe es noch nicht, heißt es in dem Bericht.

Optionen für eine Wende

Für Kraft Heinz wäre es eine Wende: Vor einem Jahrzehnt entstand der Konzern in seiner heutigen Form, nachdem 2015 Kraft Foods und Heinz fusionierten. Der Schritt kam auch mit Unterstützung von Starinvestor Warren Buffett zustande. Der Lebensmittelkonzern befasst sich offenbar seit Monaten mit strategischen Optionen: „Wir haben potenzielle strategische Transaktionen im Hinblick auf die Generierung von Shareholder Value geprüft“, teilte Konzernchef Carlos Abrams-Rivera im Mai mit und kündigte an, diese Überlegungen fortzusetzen. 

Der Konzern kämpft mit schwachen Geschäften, sinkenden Gewinnen und Schulden. Stand Ende März standen langfristige Verbindlichkeiten von rund 21 Milliarden Dollar in der Bilanz. Im April wurde die Jahresprognose gesenkt. Das Management rechnet mit einem organischen Umsatzrückgang um 1,5 bis 3,5 Prozent. 

Kellogg hat's vorgemacht

Vorbild für eine Aufspaltung könnte Kellogg sein. Der Konzern spaltete sich 2023 in Kellanova (Snacksparte) und WK Kellogg (nordamerikanisches Cerealiengeschäft) auf. Rund zwei Jahre später bekommen beide Geschäftsbereiche neue Eigentümer. Nahrungsmittelkonzern Mars gab im vergangenen Jahr den Kauf von Kellanova für rund 36 Milliarden bekannt, die EU-Kommission muss allerdings noch grünes Licht geben. 

Derweil steht der italienische Süßwarenhersteller Ferrero offenbar vor der Übernahme von WK Kellogg für etwa drei Milliarden Dollar. 

Erneute Veränderung bei Kraft Heinz?

Ausgliederungen sind dem Ketchup-Hersteller derweil nicht fremd: 2012 separierte Kraft Foods das Lebensmittelgeschäft von seiner Snacksparte. Letztere wurde in Mondelez umbenannt, während Kraft Foods dann mit Heinz fusionierte. 

Das Management prüft nun erneut strategische Alternativen und trennt sich von Randbereichen. Jüngst wurde der Verkauf des italienischen Geschäfts mit Säuglings- und Spezialnahrung angekündigt.  

Kraft Heinz (WKN: A14TU4)

Leise Hoffnung

Bei der gebeutelten Aktie sorgen die Überlegungen über eine Aufspaltung für leise Zuversicht. Am Freitag gingen die Papiere mit einem Aufschlag von 2,5 Prozent aus dem US-Handel. In Frankfurt steigt die Aktie heute rund drei Prozent. Dennoch haben Anleger immer weniger Appetit: Auf Sicht eines Jahres verloren die Anteilsscheine etwa 20 Prozent. Seit dem Zusammenschluss 2015 steht ein Wertverlust von etwa 65 Prozent zu Buche. Zwischenzeitlich musste der Konzern auch Milliarden auf verschiedene Marken abschreiben. 

Berkshire Hathaway, das Investmentvehikel von Warren Buffett, ist größter Aktionär von Kraft Heinz, besitzt 27,5 Prozent der Anteile. Im Mai wurde bekannt, dass Berkshire seine Plätze im Aufsichtsrat jedoch aufgeben wird. 

Fazit

Die Kursentwicklung der Aktie über die letzten Jahre war ernüchternd. Eine Aufspaltung wurde bislang nicht angekündigt, könnte aber Fantasie bringen. Das Geschäft läuft derweil schwierig. Attraktiv für Anleger ist die Dividendenrendite, die durch die schlechte Kursentwicklung inzwischen bei über fünf Prozent liegt. Im abgelaufenen Jahr gingen 1,60 Dollar je Papier an die Aktionäre, der Jahresgewinn belief sich auf 2,26 Dollar pro Anteil und soll nach Konsensschätzung der Analysten in diesem Jahr auf etwa 2,59 Dollar steigen. Aussagen zur Prognose und einer möglichen Aufspaltung könnte es mit den Zahlen am 30. Juli geben. 

Von den 24 beim Börsendienst Bloomberg gelisteten Analysten raten momentan 19 zum Halten der Papiere. Bei zusätzlichen zwei Kauf- und drei Verkaufsempfehlungen ergibt sich ein durchschnittliches Kursziel von knapp über 26 Euro. Anleger warten erstmal die Zahlen ab.