Dass die Lieferando-Mutter zeitnah den Besitzer wechseln soll, steht bereits seit Wochen fest. Heute hat der Bieter offiziell seine Kaufofferte für das Unternehmen vorgelegt. Für Anteilseigner öffnet sich nun das Zeitfenster, in dem sie ihre Papiere andienen können. 

Der Betreiber von Essenslieferdiensten soll absehbar Teil der Beteiligungsgesellschaft Prosus (WKN: A2PRDK) werden. Im Februar kündigte diese an, Just Eat Takeaway in einer milliardenschweren Transaktion übernehmen zu wollen. Prosus will so einen „europäischen Marktführer für Essenslieferungen“ aufbauen.

Heute wurde das Übernahmeangebot offiziell vorgelegt: Wie angekündigt bietet Prosus 20,30 Euro je Anteil an Just Eat Takeaway. Dies entspricht einem Aufschlag von 63 Prozent auf den Schlusskurs vor Bekanntwerden der Offerte vor etwa drei Monaten. Das Angebot bewertet die Lieferando-Mutter mit rund 4,1 Milliarden Euro.

Europa befindet sich in einem entscheidenden Moment, um eine neue Generation von KI-gestützten Tech-Champions zu schaffen, und diese Transaktion ist eine einzigartige Gelegenheit, diesen Wandel anzuführen

Fabricio Bloisi, CEO von Prosus

Vorstand und Aufsichtsrat von Just Eat sprechen sich für das Angebot aus. Die Annahmefrist beginnt am morgigen Dienstag (20. Mai) um 9 Uhr und läuft bis 29. Juli, 17:40 Uhr. Prosus strebt an, die Transaktion bis Jahresende abzuschließen. Zudem soll Just Eat von der Börse genommen werden. 

Prosus will 100 Prozent

Am 8. Juli, drei Wochen vor Ablauf der Frist, hält Just Eat eine außerordentliche Hauptversammlung ab. Dabei soll das Angebot diskutiert werden, Investoren aber auch Beschlüsse zur Restrukturierung nach dem Übernahmeangebot absegnen. Diese wirken sich auf die Mindestannahmeschwelle aus: Sichert sich Prosus mindestens 95 Prozent der Anteile, soll es einen „Squeeze-Out“ geben, um die verbliebenen Investoren hinauszudrängen.

Die Mindestannahmeschwelle sinkt auf 80 Prozent, wenn die Hauptversammlung die Restrukturierungs-Beschlüsse absegnet. Diese sehen unter anderem vor, dass Just Eat sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten an Prosus verkaufen und übertragen würde. Außerdem soll dann die Liquidation von Just Eat vollzogen werden, um sich das Geschäft komplett einzuverleiben. Verbliebene Aktionäre würden in dem Fall eine Zahlung pro Aktie in Höhe des Angebotspreises erhalten.

Außerdem kann Prosus als Bieter die Mindestannahmeschwelle einseitig auf 67 Prozent herabsetzen. Werkzeuge wie der Squeeze-Out oder der Verkauf von Vermögenswerten wären dann aber nicht möglich. 

Takeaway.com (WKN: A2ASAC)

Enttäuschendes Kapitel

An der Börse sorgt die offizielle Offerte heute für kaum Bewegung. Die Ankündigung im Februar hatte bereits für einen massiven Kurssprung gesorgt. Aktuell notieren die Papiere etwa einen Euro unter dem Angebotspreis. 

Geht die Übernahme wie zu erwarten durch, endet bei Just Eat eine turbulente, unter dem Strich aber enttäuschende Zeit als börsennotiertes Unternehmen: 2014 ging Just Eat in London an die Börse, die Notiz dort wurde Ende 2024 jedoch gestrichen. An der Euronext Amsterdam startete der Handel 2016 zu 23 Euro je Anteil. Nachdem der Kurs in der Corona-Pandemie zeitweise rund 110 Euro erreichte, folgt nun wohl der Abschied zu einem Kurs unterhalb des Ausgabepreises. 

Fazit

Der Markt für Essenslieferdienste ist hart umkämpft. Dies zeigte sich zuletzt auch bei Just Eat: Im abgelaufenen Jahr stagnierte der Umsatz bei rund 5,1 Milliarden Euro, dabei standen Nettoverluste von 1,6 Milliarden Euro. Der Aktienkurs hat in den letzten Jahren kräftig gelitten. Prosus macht sich dies zunutze. Die Beteiligungsgesellschaft besitzt bereits den brasilianischen Lieferdienst iFood und hält Beteiligungen an Unternehmen wie Delivery Hero oder Flink. 

Für viele Aktionäre von Just Eat dürfte ein ernüchterndes Investment enden. Dass das Management die Offerte unterstützt, erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Übernahme. Investoren, die noch unsicher sind, können die außerordentliche Hauptversammlung am 8. Juli abwarten, um sich die Erörterungen zur Offerte anzuhören.