Die US-amerikanische Kaufhauskette kann ihren Finanzbericht für das abgelaufenen Quartal nicht wie geplant vorlegen. Ein Mitarbeiter hat über Jahre wohl Kosten in Millionenhöhe verschleiert. Eine Untersuchung läuft. Vorläufige Zahlen können derweil auch nicht wirklich begeistern. 

Bei der Fertigstellung des Berichts für das am 2. November beendete Quartal hat Macy's Ungereimtheiten in Bezug auf Lieferkosten auf einem seiner Rechnungskonten festgestellt. Ein Mitarbeiter habe absichtlich fehlerhafte Buchungen vorgenommen und so seit dem Schlussquartal 2021 insgesamt Versandkosten von 132 bis 154 Millionen Dollar unterschlagen, heißt es vom Unternehmen. 

Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass nur ein einzelner Mitarbeiter für die Verbuchung von Kosten für die Zustellung von Kleinpaketen verantwortlich war. In dieser Zeit habe das Unternehmen insgesamt etwa 4,36 Milliarden Dollar an Lieferkosten verbucht.

Wir arbeiten mit Nachdruck daran, die Untersuchung so schnell wie möglich abzuschließen und sicherzustellen, dass diese Angelegenheit angemessen gehandhabt wird

Tony Spring, CEO von Macy‘s

Zahlenvorlage verschoben

Der Mitarbeiter sei nicht mehr bei Macy’s beschäftigt. Zu seinen Motiven machte das Unternehmen keine Angabe, ebenso wenig darüber, wie die Praktik dem Wirtschaftsprüfer KPMG jahrelang entgangen ist. Um die Untersuchung abschließen zu können, verschiebt Macy’s die Zahlenvorlage und die Telefonkonferenz für das abgelaufene Jahresviertel. Beides soll bis zum 11. Dezember nachgeholt werden. Dabei will sich das Management auch zum Ausblick für das laufende Quartal und das Gesamtjahr äußern.

Macy’s, Inc. (WKN: A0MS7Y)

Zahlen im Rahmen der Erwartung

Bei Investoren sorgte die Meldung erwartungsgemäß für wenig Begeisterung, die Papiere gaben ab. Dazu dürften auch die vorläufigen Eckdaten beigetragen haben, die das Unternehmen für das dritte Quartal veröffentlichte: Gegenüber dem Vorjahr gingen die konzernweiten Verkaufserlöse um 2,4 Prozent auf 4,74 Milliarden Dollar zurück, lagen damit aber im Rahmen der Analystenschätzungen. 

Zuwächse verzeichneten die „First 50“-Standorte, die Macy’s nutzt, um neue Einzelhandelsstrategien zu testen, hier stiegen die vergleichbaren Umsätze um 1,9 Prozent. Es war das dritte Quartal infolge mit Zugewinnen. Auch die zum Konzern gehörende Warenhauskette Bloomingdale’s und die Kosmetikkette Bluemercury verzeichneten Umsatzsteigerungen. Die Schwäche der anderen Macy's-Standorte, die nicht zu den „First 50“ gehören, sowie bei den digitalen Vertriebskanälen, sorgten dennoch für einen Umsatzrückgang. 

Fazit

Der verheimlichte Betrag entspricht rund drei Prozent der Lieferkosten im betroffenen Zeitraum, aber auch etwa dem Nettogewinn des zweiten Quartals. Macy's erwartet keine Auswirkungen auf die Cash-Management-Aktivitäten oder die Zahlungen an Lieferanten. Ungereimtheiten in der Buchhaltung belasten jedoch das Vertrauen von Investoren, vor allem, wenn sie sich über Jahre ziehen. Nun richtet sich der Blick auf die finalen Zahlen und den Ausblick.