Der weltgrößte Sportartikelhersteller sieht sich durch die neuen US-Zölle mit immensen Belastungen konfrontiert. Weil der Konzern zuletzt bei seiner Profitabilität eingebüßt hat, drohen die Gewinne absehbar gravierend zusammenzuschmelzen. Die Aktie verliert zweistellig. 

Die strikter als erwartet ausgefallenen Importzölle, die US-Präsident Donald Trump am gestrigen Mittwoch präsentierte, schocken die Börsen. Die Aktien vieler betroffener Unternehmen stehen kräftig unter Druck. Sportartikelhersteller trifft es dabei massiv. 

Immense Auswirkungen für die Unternehmen liegen in Zöllen, die Trump gegen Länder verhängt hat, in denen große Teile der Sportartikel produziert werden. Da wären beispielsweise 46 Prozent Importzoll auf Waren aus Vietnam. Das südostasiatische Land stellte zuletzt rund die Hälfte der Schuhe von Nike her. Beim Konkurrenten Adidas sind es immerhin 39 Prozent der Schuhe. Beide Marken lassen zudem einen Teil der Bekleidung dort produzieren.

Marge zuletzt bereits eingebüßt

Für Nike sind die USA der wichtigste Markt, der Konzern importiert somit entsprechende Mengen. Die neuen Abgaben kommen derweil zur Unzeit: Im Oktober übernahm Elliott Hill als CEO, um den Turnaround einzuleiten. Dass dies kein leichter Weg wird, zeigte sich spätestens mit den Quartalszahlen im März: Der Umsatz sank zum Vorjahr um neun Prozent, bei der Bruttomarge büßte Nike mehr als drei Prozentpunkte ein. Rabatte im Großhandel, höhere Kosten sowie der Abbau von Lagerbeständen drückten auf die Profitabilität. 

Für das laufende Jahresviertel kalkuliert der Konzern bereits mit weiteren Rückgängen bei Umsatz und Marge. Bei seiner Prognose hatte das Management allerdings nur Auswirkungen von Zöllen auf Waren aus China und Mexiko eingerechnet. 

Wird der Gewinn aufgefressen?

Die Abgaben auf weitere Länder kommen nun noch hinzu und drohen sich massiv auf die Finanzergebnisse auszuwirken. Ohne Gegenmaßnahmen könnten die neuen US-Zölle im Geschäftsjahr 2027 (ab Juni 2026) bei Nike 80 Prozent des operativen Ergebnisses "zerstören", kalkulieren Analysten von Evercore. Dabei kommt auch zum Tragen, dass Nike von einem reduzierten Profitabilitätsniveau startet. 

Nike (WKN: 866993)

Sport-Aktien knicken ein

An der Börse ist die Verunsicherung immens: Die Aktie von Nike knickt momentan fast 15 Prozent ein. Zum aktuellen Kursniveau wurden die Papiere letztmals 2018 gehandelt. Auch bei Konkurrenten wie Adidas, Puma, Lululemon oder On Holding stehen zweistellige Verluste an der Kurstafel. 

Reichen Preiserhöhungen?

Die Frage bleibt: Was tun? Die Verlagerung der Produktion in andere Länder ist aufwendig und könnte höhere Kosten mit sich bringen. Dazu hat Trump auch Länder wie China oder Indonesien mit Einfuhrzöllen von mehr als 30 Prozent belegt. 

"Wir sind der Ansicht, dass die Industrie angesichts der umfangreichen Liste von Zöllen erkennen wird, dass es mittelfristig nur wenige Möglichkeiten gibt, die Auswirkungen abzumildern, außer durch Preiserhöhungen", resümierten Analysten der Schweizer Großbank UBS. 

Allerdings dürfte der Spielraum dafür begrenzt sein, will man die Kunden nicht verschrecken. Die Folge könnte sein, dass die Hersteller einen Großteil der Kosten für die höheren Zölle selbst übernehmen, glauben die Experten von RBC Capital Markets. Dies würde die Gewinne belasten. Nike und Puma seien dabei wohl stärker betroffen als Adidas.

Fazit

Für Sportartikelhersteller wie Nike sind die weitreichenden Importzölle eine Hiobsbotschaft. Weil Trump Abgaben auf Waren aus vielen Ländern verhängt hat, wird die Verlagerung der Produktion schwierig oder erhöht die Kosten. Die hohen Zölle komplett an Kunden weiterzureichen, ohne die Nachfrage abzuwürgen, erscheint nahezu unmöglich. Bleiben die Zölle längerfristig bestehen, dürften die Gewinne leiden. Die Börse preist dies heute ein Stück weit schon ein.