Der Kurs von Nvidia kennt kein Halten. Die Aktie ist diese Woche auf mehr als 700 Dollar geklettert. Die Stimmung ist offensichtlich euphorisch. Was kann also eigentlich schiefgehen?

Der bekannte Blog der Financial Times, Alphaville (berühmt durch den Wirecard-Skandal), hat eine kritische Einschätzung zu Nvidia aufgegriffen. Neun Monate sei es her, dass außer Morningstar ein Analyst eine Verkaufsempfehlung veröffentlicht habe. Auch Barclays empfehle die Aktie. Aber: Alphaville ist aufgefallen, dass es aus der Anleihen-Abteilung vergangenen Freitag eine Warnung bezüglich Nvidia gab. Die Einschätzungen aus diesem Bereich finden traditionell kaum Beachtung.

Warum empfiehlt nun die Anleihen-Seite den Verkauf von Nvidia, wenn doch alles gerade so gut läuft? Das Wachstum durch KI sei bereits voll eingepreist, heißt es da. Ohnehin werde es künftig nur noch moderater nach oben gehen, weil nach der derzeitigen rechenintensiven Trainingsphase für neue KI-Modelle der Bedarf an Hardware-Power vermutlich sinken werde.

Außerdem gebe es immer mehr Konkurrenz durch andere Mitbewerber sowie mögliche Probleme bei der Monetarisierung von LLMs, die auf der Nachfrage nach GPUs lasten könnten. Nvidias größte Kunden, diverse Big-Tech-Konzerne, arbeiten zudem an eigenen Chips. Und ein Teil des Umsatzwachstums stamme von Start-ups, die Nvidia selbst gegründet habe. Nvidias derzeitiger Marktanteil wird auf fast 100 Prozent geschätzt. Das dürfte kaum zu halten sein.

Dazu komme bei Nvidia noch das latente China-Risiko (Sanktionen, Graumarkt …).

Nvidia (WKN: 918422)

Charttechnisch ist die Lage derzeit zwiespältig. Es gibt keine Anzeichen für Schwäche. Ein Verkauf drängt sich demnach nicht unmittelbar auf. Ein Rücksetzer könnte, wenn er kommt, dann aber etwas heftiger ausfallen. Schon allein deshalb, weil die Aktie zuletzt so gut gelaufen ist, dass sie schlicht überhitzt wirkt.

Fazit

Das alles spricht nicht grundsätzlich gegen Nvidia. Anleger sollten aber im Hinterkopf behalten, dass die gegenwärtige Euphorie und das Narrativ von der unverzichtbaren Aktie auch schnell kippen könnte.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.