Warum der Expansionskurs von Vorstandschef Armin Papperger so riskant ist. Rüstungskonzern steuert mit neuen Geschäftsfeldern auf 40 bis 50 Milliarden Euro Jahresumsatz zu.
Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall übernimmt die norddeutsche Marinewerften-Gruppe Naval Vessels (NVL). Damit weitet der DAX-Konzern sein Produktspektrum auch auf Kriegsschiffe aus. Bislang fokussiert sich Rheinmetall als Lieferant für Landstreitkräfte und stellt unter anderem Artilleriemunition, Panzer, Flugabwehrsysteme und Militärlastwagen her.
Die Übernahme von NVL ist Teil einer bemerkenswerten Expansionsstrategie von Konzernchef Armin Papperger. Erst im Mai hatte Rheinmetall angekündigt, in Neuss eine Produktion von Aufklärungssatelliten aufzubauen. Kurze Zeit später wurde eine Kooperation mit einem US-Anbieter von Militärdrohnen vereinbart. „Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein", bringt Papperger die neue Strategie auf den Punkt.
Rheinmetall peilt für 2025 einen Jahresumsatz von mehr als zwölf (2024: knapp zehn) Milliarden Euro an und ist damit der größte deutsche Rüstungskonzern. Doch US-Rüstungsriesen wie Lockheed Martin, Raytheon oder General Dynamics erlösen ein Vielfaches davon. Papperger will jedoch bis 2030 auch auf ein Umsatzvolumen von 40 bis 50 Milliarden Euro kommen, angetrieben von organischem Wachstum und vollen Auftragsbüchern (Auftragsbestand derzeit: 63 Milliarden Euro), aber auch durch Zukäufe.
Fazit
An der Börse kommt Pappergers Expansionskurs gut an. Die Rheinmetall-Aktie setzte am Dienstag ihren Rekordlauf fort und markierte eine neue Bestmarke bei 1983 Euro. Vor Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs 2022 lag sie bei etwa 100 Euro. JP Morgan und Jefferies haben mittlerweile bei ihren Kaufempfehlungen Kursziele von 2250 Euro aufgerufen, Metzler liegt inzwischen sogar bei 2300 Euro. Allerdings birgt die Expansion in neue Branchen „auch das Risiko, dass sich der strategische Fokus verwässert und sich das Gesamtrisikoprofil des Konzerns erhöht", worauf die Analysten von Warburg Research hinweisen. Gerade der Marineschiffbau gilt als komplex und gehört sicher nicht zur Kern-DNA von Rheinmetall. Ganz abgesehen davon, dass die derzeitige Konzern- und Führungsstruktur solchen Dimensionen nicht mehr gewachsen wäre. Von Warburg gab es für die Aktie eine Halten-Empfehlung bei einem Kursziel von 1740 Euro.