Einen Fehlstart in die Handelswoche legt die Sanofi-Aktie heute hin: Um zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent verlor der französische Pharmatitel am Vormittag, bevor sich das Papier wieder etwas fangen konnte. Hintergrund: Ein wichtige Zulassungsentscheidung zu einem potenziellen Blockbuster-Medikament verzögert sich – schon wieder.

Börsianer reagieren verschnupft eine Meldung, dass sich die US-Arzneimittelbehörde FDA noch mehr Zeit nehmen will, um über die Zulassung des Multiple-Sklerose-Mittels Tolebrutinib zu befinden.

Das Medikament Tolebrutinib soll die so genannte nicht-schubförmig sekundär progrediente Multiplen Sklerose (nrSPMS) behandeln.

Eigentlich hatten Experten erwartet, dass die FDA noch vor dem Jahresende über eine Zulassung entscheiden würde, nun wird es wohl erst bis Ende des ersten Quartals 2026 so weit sein. Bis dahin sollen nur schwerkranke Patienten in speziellen Behandlungsprogrammen mit Tolebrutinib behandelt werden können. Es ist bereits das zweite Mal, dass die FDA die Entscheidung zu dem Präparat aufschiebt. Ursprünglich hatte sich die Behörde bereits bis Ende September dazu äußern wollen. Dem Mittel wird Blockbuster-Potenzial zugetraut

Die Verzögerung hat an den Märkten für Unsicherheit gesorgt. Experte Michael Leuchten von der Investmentbank Jefferies hält es für möglich, dass Investoren das Medikament nun voreilig als gescheitert ansehen. Dabei sieht er gerade im Bereich der nrSPMS das größte Umsatzpotenzial. Zwar habe die am Montag veröffentlichte Perseus-Phase‑III-Studie zur Behandlung der primär progredienten MS (PPMS) enttäuscht. Die Verzögerung bei der zweiten Indikation bezeichnete Leuchten jedoch als "verwirrend, aber erklärbar". Das Mittel abzuschreiben, hält der Experte für verfrüht. Jefferies bestätigte die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 100 Euro.

Auch Bank of America hält an der Kaufempfehlung fest und sieht ein Kursziel von 102 Euro - vor allem die Bewertung erscheint den Experten ansprechend.

Weniger zuversichtlich zeigt sich hingegen JPMorgan. Dort werden die Erfolgsaussichten für eine US-Zulassung von Tolebrutinib kritisch gesehen. Entsprechend beließ das US-Institut die Bewertung der Sanofi-Aktie bei "Neutral" mit einem Kursziel von 95 Euro.

Bei der nicht-schubförmig sekundär progredienten Multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronisch fortschreitende Verlaufsform der Erkrankung, bei der neurologische Einschränkungen, etwa beim Gleichgewicht oder bei der kognitiven Leistungsfähigkeit, allmählich zunehmen. Diese Form der MS gilt als besonders schwer zu behandeln. Auch Wettbewerber wie Roche forschen derzeit an Wirkstoffkandidaten.

Sanofi (WKN: 920657)

Fazit

Die verschobene Entscheidung der Aufsichtsbehörde bei einem Mittel, das ein wichtiger Wachstumstreiber werden sollte,  belastet erst einmal. Anleger warten an der Seitenlinie. 

Enthält Material von dpa-AFX