Die USA gestatten wieder den Export von Chipdesign-Software nach China und machen damit Zugeständnisse im schwelenden Handelsstreit. Die bisherigen Beschränkungen wurden aufgehoben. Bei den Investoren von Unternehmen wie Siemens sorgt das für Erleichterung. 

Im Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften gibt es für Unternehmen aus der Chip-Branche positive Nachrichten. Denn die Trump-Regierung hat Restriktionen für die Ausfuhr von wichtiger Software in das Reich der Mitte aufgehoben.

Zu den wichtigsten Anbietern von Software für das Elektronikdesign (Electronic Design Automation, EDA) zählen die US-Konzerne Synopsys und Cadence Design. Siemens ist mit seinem Geschäftsbereich Siemens EDA ebenfalls ein bedeutender Akteur. Eine Behörde des US-Handelsministeriums teilte den betroffenen Unternehmen mit, dass die verhängten Exportbeschränkungen mit sofortiger Wirkung aufgehoben wurden. 

Ende Mai beschlossen die USA, dass die Ausfuhr von EDA-Software in das reich der Mitte nur noch mit einer Exportlizenz erlaubt ist. Die Regierung reagierte damit auch auf Chinas Entscheidung, seine Exporte von Seltenen Erden einzuschränken. Vorausgegangen waren dem bereits Handelsstreitigkeiten.  

Geschäft läuft wieder an

Für die Entwicklung moderner Halbleiter sind die Software-Produkte essenziell. Gleichzeitig ist China ein wichtiger Markt. Nach Berechnungen von Bloomberg Intelligence erzielen Synopsys und Cadence etwa elf beziehungsweise 14 Prozent ihres Umsatzes in der Volksrepublik. 

Entsprechend wollen die Unternehmen das Geschäft dort nun wieder aufzunehmen. „Synopsys arbeitet daran, den Zugang zu den zuletzt beschränkten Produkten in China wiederherzustellen“, teilten die Kalifornier mit. Der Börsendienst Bloomberg zitiert den DAX-Konzern Siemens, man habe den chinesischen Kunden wieder uneingeschränkten Zugang zu Software und Technologie gewährt.  

Synopsys (WKN: 883703)

Investoren erleichtert

An der Börse sorgen die aufgehobenen Beschränkungen für Erleichterung. Anteilsscheine von Synopsys und Cadence Design gewinnen mehr als fünf Prozent. Dabei weicht auch Verunsicherung: Aufgrund der Restriktionen hatte Synopsys Ende Mai seine Jahresziele unter Vorbehalt gestellt. Wie der Konzern heute mitteilte, evaluiert das Management aber weiterhin die Auswirkungen der Exportbeschränkungen auf Geschäft und Finanzergebnisse. 

Siemens (WKN: 723610)

Papiere des DAX-Schergewichts Siemens legen etwa 1,8 Prozent zu. Analysten der Citigroup schrieben, das Risiko einer Anpassung der Jahresziele habe sich durch den Wegfall der Beschränkungen verringert. Die US-Bank hatte seine Erwartungen für den Geschäftsbereich "Digital Industries" von Siemens infolge der Restriktionen gesenkt und erwartet nun Anpassungen der Konsenserwartungen nach oben.

Fazit

Für die Konzerne ist die Aufhebung ein wichtiger Schritt, der Unsicherheit wegnimmt. Die Beschränkungen dauerten letztendlich nur wenige Wochen, dennoch werden die Auswirkungen mitunter erst noch evaluiert. Zudem kamen mit Inkrafttreten der Maßnahmen auch Bedenken auf, dass sich chinesische Kunden aufgrund der geopolitischen Spannungen vermehrt heimischen Anbietern von EDA-Software zuwenden. Ob dem so ist, wird sich aber wohl erst in den kommenden Monaten abzeichnen. Derweil bleiben wichtige Technologien wie Chips ein potenzieller Faktor in Handelsspannungen zwischen den USA und China.