Der chinesische Elektroautobauer bleibt mit Zahlen zum Auftaktquartal hinter den Schätzungen zurück und weitet seine Verluste aus. Obendrein intensiviert sich der Preiskampf im Reich der Mitte. Bei den Investoren sorgen die Ergebnisse entsprechend für wenig Begeisterung.
Der Autobauer aus Shanghai verzeichnete im Auftaktquartal weiter deutliche Zuwächse. Von Januar bis März lieferte Nio 42.094 Fahrzeuge aus, zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 40,1 Prozent. Etwa zwei Drittel des Absatzes entfiel dabei auf die Kernmarke Nio, der Rest auf die Untermarke ONVO.
Mit dem Verkauf von Autos setze Nio umgerechnet rund 1,37 Milliarden Dollar um, auf Jahressicht ein Zuwachs um 18,6 Prozent. Durch weitere Erlöse mit Ersatzteilen, Service oder Energielösungen summierte sich der Gesamtumsatz auf 1,66 Milliarden Dollar, 21,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Analysten hatten hier im Schnitt jedoch etwas mehr erwartet.
Verluste steigen
Auch die Profitabilität konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Zwar besserte sich die Marge, der operative Verlust weitete sich im ersten Quartal jedoch um 19 Prozent aus. Unter anderem fielen Vertriebskosten, allgemeine Aufwendungen und Verwaltungsausgaben deutlich höher aus. In Summe legte der Nettoverlust massiv um rund 30 Prozent auf 930 Millionen Dollar zu. Dies entspricht etwa 40 Cent pro Aktie.
Nio will nun gegensteuern: „Seit dem ersten Quartal haben wir eine Reihe von Maßnahmen zur Kostensenkung eingeleitet, darunter organisatorische Umstrukturierungen, eine markenübergreifende Integration und Effizienzsteigerungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Lieferkette, Vertrieb und Dienstleistungen“, erklärte Finanzchef Stanley Yu Qu. Im laufenden Jahresviertel soll dies bereits zu Verbesserungen bei der Kosteneffizienz führen.
Aktie leicht negativ
Umsatz und Profitabilität unterhalb der Erwartungen sorgten bei Investoren erwartungsgemäß für wenig Begeisterung. Die Hinterlegungsscheine (ADRs) geben aktuell rund 2,5 Prozent ab. Auf Sicht eines Jahres büßten sie etwa ein Drittel an Wert ein.
Im laufenden Jahresviertel will das Management zwischen 72.000 und 75.000 Fahrzeuge ausliefern. Zum Vorjahr entspräche dies einer Steigerung um mindestens 25,5 Prozent. Für April und Mai summieren sich die Auslieferungen bereits auf 47.131. Dazu trug auch die neue Marke FIREFLY bei, die seit April Autos verkauft.
Umsatzseitig erwartet das Management im laufenden Quartal ein Plus von 11,8 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Harter Preiskampf
Steigende Verluste von Nio kommen zu einer Zeit, in der sich der Preiskampf unter den chinesischen Autobauern wieder verschärft. Zuletzt hat Platzhirsch BYD die Preise für viele Modelle reduziert und damit die Konkurrenz unter Zugzwang gesetzt. Sinkende Preise sind zwar förderlich für die Absatzzahlen, drücken jedoch auf die Profitabilität der Hersteller und sorgen für sinkende Margen. Dies trifft vor allem Unternehmen wie Nio, die bislang noch nicht profitabel arbeiten.
Fazit
Nio hat die Erwartungen leicht verfehlt, wächst beim Absatz aber weiter stark. Dem stehen jedoch steigende Verluste gegenüber. Heruntergebrochen auf die aktuellen Zahlen fuhr Nio pro verkauftem Fahrzeug etwa 19.4000 Euro Nettoverlust ein. Unter dem Strich erwarten Analysten frühestens für das Geschäftsjahr 2028 erste Nettoerträge. Der verschärfte Preiskampf erschwert den Weg zusätzlich und könnte auch in der Prognose für das laufende Quartal mitschwingen: So erwartet das Management, dass der Umsatz deutlich geringer zulegt als der Absatz. Nio bleibt ein spannender Herausforderer für Tesla und BYD, ein Neukauf drängt sich angesichts der Herausforderungen momentan aber nicht auf.