Schwindende Aussicht auf rasche und konsequente Zinswende der Fed belastet Börsen. CME-Prognosen: Erste Zinssenkung im September?


Die Aussicht auf rasche Zinssenkungen in den USA schwinden nach den jüngsten Inflationsdaten, was am Mittwoch vor allem die US-Börsen belastet. Die US-Teuerungsrate ist demnach im März auf 3,5 (Vormonat: 3,2) Prozent geklettert - stärker als erwartet. Vor allem die hohen Wohnkosten haben ein stärkeres Absinken verhindert. Auch die sogenannte Kerninflation, also ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise, erweist sich als hartnäckig. Sie verharrte auf dem Vormonatswert von 3,8 Prozent.

Ein erster Zinssenkungsschritt der Fed, wie er bisher für die Juni-Sitzung erwartet wurde, ist mit diesen neuen Inflationsdaten unwahrscheinlich geworden. Die meisten Marktteilnehmer rechnen inzwischen erst im Herbst mit einem solchen Schritt.   An der US-Terminbörse CME liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung der Fed im Juni jetzt bei nur noch 20 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt auf der Juli-Sitzung wird auf 45 Prozent taxiert. Für die September-Sitzung liegt die Erwartung bei 70 Prozent.

Donner&Reuschel-Chefvolkswirt erwartet "Phase der Ernüchterung an den Märkten"


Die schwindende Zinssenkungsfantasie ließ am Mittwoch Nachmittag die europäischen Börsen ins Minus abdriften, nachdem sie sich am Vormittag erst von ihrem Rücksetzer vom Vortag erholt hatten.  "Der Anstieg der US-Verbraucherpreise im März hat die Erwartungen von Analysten deutlich übertroffen", erläuterte Donner&Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm die neuen Zahlen. "Damit entkoppelt sich die Entwicklung der Inflation in den USA zunehmend von der in der Eurozone, wo die Teuerung zuletzt schneller als erwartet gesunken ist. Die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed im Juni nimmt damit deutlich ab." Die EZB hingegen werde wohl bereits im Juni erstmals die Leitzinsen senken. "An den internationalen Börsen könnte vorerst eine Phase der Ernüchterung eintreten, denn die Erwartung zeitnaher Zinssenkungen war einer der Haupttreiber der Aktienkurse in den letzten Monaten“, erläuterte Mumm.

Bereits Ende vergangener Woche war der jüngste US-Arbeitsmarktbericht besser als erwartet ausgefallen. Die Fed will mit ihrer Hochzinspolitik die Inflation zurückdrängen und zugleich den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne eine Rezession auszulösen. Auf dem Weg zu einer Zinssenkung kommt der Entwicklung am Jobmarkt deshalb neben den Inflationszahlen entscheidende Bedeutung zu. Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst bekräftigt, dass es Aussicht auf eine Zinswende im laufenden Jahr gibt. Den Zeitpunkt ließ er jedoch offen.