In Deutschland gab es am Donnerstag überraschende Zahlen von der Baubranche zu vermelden. Ist die Immobilien- und insbesondere die Baukrise in der Bundesrepublik vielleicht gar nicht so schlimm wie gedacht? Oder sind diese Zahlen nur ein Tropfen auf den heißen Stein und die Probleme vielleicht noch wesentlich größer?

Ein großer Teil der Immobilienkrise in Deutschland resultiert aus der Stagnation der Baubranche. Der Sektor wird durch hohe Zinsen und Regulierungen belastet, was sich in einer geringeren Bauaktivität ausdrückt. Letztere beflügelt wiederum einen deutlichen Mangel an Wohnraum in Deutschland und führt den Immobilienmarkt (der eigentlich wesentlich deutlicher im Preis fallen müsste) durch den Nachfrageüberhang in eine Schieflage.

Allerdings gibt es jetzt neue Zahlen zur Baubranche, die viele überrascht haben:

Baubranche mit Überraschung

So sind trotz der Krise am Bau sind mit rund 295.000 neuen Wohnungen in Deutschland vergangenes Jahr ähnlich viele fertiggestellt worden wie im Jahr zuvor. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus informierten Kreisen. Die Bundesregierung hatte zu ihrem Start als Zielmarke 400.000 neue Wohnungen pro Jahr ausgegeben. Viele Experten hatten mit geringeren Zahlen (in der Spanne von 200.000 bis 260.000 Einheiten) gerechnet

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sagte: "Sollten sich die nun vorab in den Medien genannten Zahlen bestätigen, wäre das eine starke Leistung der Baubranche, die zeigt, dass die Branche stabil durch die Krise kommt und Arbeitsplatzverluste vermieden werden." Veröffentlicht werden die offiziellen Baufertigstellungszahlen erst am kommenden Donnerstag vom Statistischen Bundesamt.

Doch zeigt diese Überraschung in der Baubranche, dass die Krise vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie bisher vermutet?

Immobilienkrise vielleicht nicht so schlimm wie gedacht?

Tatsächlich sind die Sorgen trotz der aktuellen (unbestätigten) Entwicklungen weiterhin groß. In Deutschland fehlen, je nach Hochrechnung 600.000 bis 800.000 Wohnungen und der Bedarf wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Dass trotz dieses Mangels ein weiteres Mal das Bauziel der Bundesregierung verfehlt wurde, dürfte der Nährboden für weitere Probleme auf dem Immobilienmarkt in der Zukunft sein. 

In diesem Kontext mahnte ZIA Chef Mattner (Immobilienverband) erneut an: „Je mehr sich der Staat in Zurückhaltung übt, desto entschiedener können und werden Investoren beim Wohnungsbau zulegen." Dabei kritisierte der Experte insbesondere die hohen Grundsteuern und die Regulierungsvorgaben.

Fazit

Die Immobilienkrise in Deutschland, insbesondere der Mangel an Wohnraum, spitzt sich mit jedem Jahr durch die niedrige Bauaktivität weiter zu. Die überraschend höheren Zahlen im Jahr 2023 sind in dieser Form eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Experten erwarten, dass diese Probleme Deutschland noch über Jahre und mit zunehmender Dringlichkeit belasten werden.

Mit Material von dpa-afx