Im Rahmen der heute gestarteten Branchenmesse „Paris Air Show“ kann der Flugzeugbauer bereits mehrere Großaufträge und neue Kunden vermelden. Beim großen Konkurrenten Boeing wirkt dagegen der fatale Absturz einer Maschine aus der vergangenen Woche noch immer nach.
Showtime für die Luftfahrtbranche: Am heutigen Montag hat die 55. Ausgabe der „Paris Air Show“ begonnen. Die Branchenmesse findet alle zwei Jahre statt und bildet immer wieder den Rahmen für Großaufträge der Unternehmen.
Europas größter Flugzeugbauer Airbus kann heute bereits mehrere Orders bekanntgeben: Von AviLease, einer Leasinggesellschaft aus Saudi-Arabien, gibt es einen ersten Auftrag über zehn Frachtflieger vom Typ A350F. Hier setzte sich der DAX-Konzern direkt gegen die Boeing 777 durch. „Es war ein sehr harter Kampf“, sagte AviLease-CEO Edward O’Byrne. Hinzu kommen noch 30 Maschinen der A320neo-Familie. Die Vereinbarung sieht zudem eine Aufstockung auf 22 Frachtflieger und 55 Stücke der A320neo-Flieger vor.
Ebenfalls aus Saudi-Arabien sammelte Airbus eine Bestellung von Riyadh Air ein. Die Fluggesellschaft kauft 25 Stück des Langstreckenfliegers A350-1000. Zudem besteht die Option, die Stückzahl zu verdoppeln. Die Aufträge der beiden Kunden aus dem Wüstenstaat können sich auf bis zu 17 Milliarden Dollar summieren, berichtete der Börsendienst Bloomberg.
Alte und neue Kunden
Die japanische All Nippon Airways (ANA) braucht ebenfalls Maschinen und bestellte 14 zusätzliche A321neo-Flugzeuge. Für die Tochtergesellschaft Peach Aviation kommen zehn Maschinen dieses Typs sowie drei A321XLR-Maschinen hinzu. Außerdem orderten Fluggesellschaften wie Vietjet, EGYPTAIR oder MNG Airlines.
Die kommunizierten Bestellungen der LOT Polish Airlines bringen dem DAX-Konzern einen neuen Kunden: Die Fluggesellschaft beschafft erstmals Flugzeuge des europäischen Herstellers. Bislang besteht die Flotte aus Maschinen von US-Konkurrent Boeing sowie des brasilianischen Rivalen Embraer. Die Polen ordern nun bei Airbus 20 Stück des A220-100 sowie nochmal so viele A220-300. Die Vereinbarung kann noch auf bis zu 84 Flugzeuge erweitert werden.
Boeing-Absturz zur Unzeit
Rund um Airbus' großen Rivalen Boeing blieb es zum Auftakt der Branchenmesse heute ruhig. Nach dem tödlichen Absturz einer Boeing 737 Dreamliner der indischen Fluggesellschaft Air India in der vergangenen Woche hat der Konzern seine Präsenz an der Paris Air Show deutlich zurückgefahren. Konzernchef Kelly Ortberg, seit August im Amt, sagte seinen Besuch auf der Messe ab.
Von 242 Personen an Bord überlebte nur eine, dazu starben Menschen bei der Explosion der Maschine in einem Wohngebiet. Allerdings ist die Ursache für die Tragödie noch nicht geklärt. Es war der erste tödliche Unfall mit dem Flugzeugtyp von Boeing.
Airbus-Papier steigt
An der Börse kommen die Bestellungen heute gut an, Airbus-Papiere steigen im Tradegate-Handel mehr als ein Prozent. Boeing-Papiere knickten nach dem Absturz in der Vorwoche ein, tendieren seither seitwärts.
Gleichwohl muss sich Airbus strecken, um sein Jahresziel von 820 ausgelieferten Maschinen zu erreichen. Bis Ende Mai wurden 243 kommerzielle Flugzeuge übergeben. Christian Scherer, Chef des kommerziellen Flugzeuggeschäfts von Airbus, zeigte sich für das Jahresziel jüngst "vorsichtig optimistisch".
Fazit
Airbus füllt seine Auftragsbücher mit weiteren Großbestellungen. Kann der Konzern die Prognose halten, dürfte die Aktie das Rekordhoch von Anfang März in Angriff nehmen. Analysten sind mehrheitlich zuversichtlich, ihr durchschnittliches Kursziel von rund 181,50 Euro impliziert noch etwas Luft nach oben.
Bei Boeing zeigten sich bis zum Absturz letzte Woche Tendenzen für eine Erholung: Die Auslieferungszahlen stiegen und auch die Aktie lief wieder stärker. Investoren und Kunden dürften hier nun abwarten, was als Ursache für den Absturz in Indien ermittelt wird, gerade mit Blick auf Mängel und Pannen bei Boeing in den letzten Jahren. Sollte ein technischer Defekt schuld an der Tragödie gewesen sein, wäre der Vertrauensverlust wohl massiv. Solange die Ursache nicht feststeht, warten Anleger ab.