Das Schwergewicht des Nahrungsmittelsektors kämpft weiter mit Zurückhaltung der Kunden und liefert erneut durchwachsene Ergebnisse. Mit strategischen Maßnahmen versuchen die Schweizer, gegenzusteuern. Das Zahlenwerk sorgt bei Investoren derweil für Enttäuschung, die Papiere geben nach.

Hoffnung, dass sinkende Inflationsraten die Konsumenten wieder verstärkt dazu veranlassen, Markenprodukte zu kaufen, bewahrheitet sich zumindest bei Nestlé kaum. Zahlen zum ersten Halbjahr zeigen dies einmal mehr. 

Organisch wuchs der Umsatz zwar um 2,9 Prozent, allerdings fast ausschließlich über Preisanpassungen. Wechselkurseffekte wirkten jedoch mit 4,7 Prozentpunkten negativ rein und sorgten unter dem Strich für 1,8 Prozent weniger Umsatz als vor einem Jahr. 

Von den 2,9 Prozent Zuwachs aus eigener Kraft entfielen 2,7 Prozentpunkte auf höhere Preise. Höhere Volumina trugen somit nur marginale 0,2 Prozentpunkte bei. Damit blieb der Konzern hinter den Erwartungen der Analysten zurück. 

Gewinne runter, Investitionen hoch

Bei der operativen Marge musste Nestlé einen Rückgang um 0,9 Prozentpunkte auf 16,5 Prozent hinnehmen. Gestiegene Herstellungskosten, Wechselkurseffekte und Investitionen in Wachstumsbereiche trugen dazu bei. Unter anderem stiegen die Ausgaben für Marketing, außerdem investierten die Schweizer in Kategorienwachstum und die Einführung ihrer sechs globalen „Big Bets“. Zu diesen zählen Nescafé Espresso Concentrate, das Maggi Air Fryer-Sortiment oder Feinschmecker-Katzenfutter von Purina. 

Unter dem Strich büßte der Nettogewinn zum Vorjahr um 10,3 Prozent ein. Das Konzernergebnis sank von 2,16 auf 1,97 Franken (2,11 Euro) je Aktie. 

Nestlé (WKN: A0Q4DC)

Aktie gibt nach

An der Börse kamen die Zahlen schlecht an. In Frankfurt verlieren die Anteilsscheine rund sechs Prozent. Während die Papiere an deutschen Börsen erst seit Mai wieder gehandelt werden, notieren sie an Schweizer Handelsplätzen nur noch knapp über dem Jahrestief aus dem Januar. 

Die Trendwende bei Nestlé schreite voran, bis sie wirklich greife, dauere es aber wohl noch einige Zeit, urteilten die Analysten von Barclays. Kollegen der Royal Bank of Canada verwiesen auf die bestätigte Jahresprognose. Dass diese eine operativen Marge von mindestens 16 Prozent vorsieht, lasse für die zweite Jahreshälfte eine schwächere Marge erwarten. 

Wir halten an unserem Ausblick für 2025 fest, wobei wir die gestiegenen makroökonomischen Risiken und Unsicherheiten anerkennen

Laurent Freixe, CEO von Nestlé

Strategische Initiativen

Das Management versucht, gegenzusteuern. In China, wo der Konzern rückläufige Umsätze verzeichnete, werden Maßnahmen ergriffen, um die Performance dort zu verbessern. Die Aktionen werden das Wachstum dort zunächst jedoch bis zu einem Jahr lang beeinträchtigen. 

Dazu nimmt Nestlé sein Geschäft mit Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln genauer unter die Lupe. Der Fokus soll hier auf den Premium-Marken liegen, für das übrige Sortiment des Geschäftsbereichs hat der Konzern eine strategische Überprüfung eingeleitet.

Fazit

Die Zahlen deuten noch nicht auf eine Trendwende hin. Wachstum kommt bei Nestlé momentan fast nur durch höhere Preise. Durch die enttäuschende Kursentwicklung wird die Aktie aktuell mit rund dem 17-Fachen des für dieses Jahr erwarteten Gewinns bewertet. Für einen Konzern, der momentan nicht wächst, ist das kein Schnäppchen. 

Von 24 beim Börsendienst Bloomberg geführten Analysten raten zwei zum Verkaufen der Papiere. Daneben bestehen je elf Kauf- und Halteempfehlungen. Solange sich kein Umschwung zeigt, bleiben die Anteilsscheine eher für längerfristige Anleger einen Blick wert, die auf ein Comeback setzen möchten, sowie für Dividendenjäger.