Die Aktie des schwer gebeutelten Schweizer Lebensmittelriesen vollzieht plötzlich Kurssprünge. Starke Zahlen zum dritten Quartal hauchen dem Papier neues Leben ein.
Bis vor einiger Zeit galt Nestle als klassischer defensiver Wert, der auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten stabil bleibt, zuverlässige Dividenden liefert, über eine starkes Markenportfolio verfügt und langfristig solide Wachstumsraten garantiert.
Doch vor etwa zwei Jahren ging die Aktie auf rasante Talfahrt. Das Wachstum blieb hinter den Erwartungen zurück, Preiserhöhungen ließen sich nicht mehr im Markt durchsetzen. Auch in der Führungsstruktur klafften zunehmend Risse. Seit 1. September ist mit Philipp Navratil ein neuer CEO im Amt.
Jetzt hat der Konzern erstmals unter der neuen Führung Zahlen vorgelegt, die deutlich über den Erwartungen lagen. Laut JP Morgan habe sich vor allem das Mengenwachstum positiv entwickelt. Auffallend stark hätten sich zudem die Regionen Asien und Europa sowie die Sektoren Kaffee und Süßwaren entwickelt. Der Konzern kündigte auch an, seinen immensen Schuldenberg von über 60 Milliarden Frankenn abzubauen. Dazu soll auch der Verkauf oder Teilverkauf des Mineralwassergeschäfts beitragen. Das Wasser-Portfolio werde bei der Schuldenreduktion helfen, sagte Finanzchefin Anna Manz laut Nachrichtenagentur dpa-afx auf einer Analystenkonferenz. Dass auch die 20-Prozent-Beteiligung am französischen Konsumgüterkonzern L'Oreal nicht in Stein gemeißelt ist, deutete Konzernchef Navratil ebenfalls an. Es sei keine strategische Beteiligung, sondern ein starkes finanzielles Investment, deshalb müsse man abwägen.
Zudem verschärfte Navratil das Sparprogramm: Bis Ende 2027 streicht der Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat rund 16.000 Stellen. Dies entspricht knapp sechs Prozent der Gesamtbelegschaft von rund 277.000 Personen. „Der Personalabbau betrifft in den nächsten zwei Jahren alle Märkte und alle Funktionen weltweit, einschließlich der Nestlé-Zentrale“, erklärte Navratil am Donnerstag bei seinem ersten größeren öffentlichen Auftritt. Bis Ende 2027 sollen nun drei statt 2,5 Milliarden Franken eingespart werden.
Fazit
Positiv ist im Markt wohl vor allem angekommen, dass sich bei Nestle das Geschäft nicht noch weiter abgeschwächt hat. An der Börse glaubt man zudem, dass auch die Aktie das Schlimmste hinter sich haben dürfte. Diese Einschätzung wurde mit dem heutigen Ausbruch untermauert. Die Titel kletterten um acht Prozent auf 82 Franken, befinden sich aber noch deutlich unter dem Jahreshoch von 92 Franken, das im März erreicht worden war. Laut Vontobel ist die Lage insgesamt zwar noch fragil. Doch die jetzt vorgelegten Ergebnisse würden helfen, das Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen.