Der Technologie-Konzern wächst vor allem in seinem Cloud-Geschäft weiter stark und nimmt Milliarden für den Ausbau von Infrastruktur in die Hand. Die Gewinne der Chinesen brechen jedoch massiv ein. Investoren zeigen sich dennoch zufrieden, die Anteilsscheine rücken vor.
Das chinesische Technologie-Schwergewicht verbuchte im zweiten Viertel seines Geschäftsjahres weitere Zuwächse. In den drei Monaten bis Ende September setzte der Konzern umgerechnet 34,8 Milliarden US-Dollar um. Der Zuwachs von 4,8 Prozent gegenüber Vorjahr übertraf leicht die Konsenserwartung der Analysten. Bereinigt um Erlöse der veräußerten Geschäftssegmente „Sun Art“ und „Intime“ stünde für den Umsatz auf vergleichbarer Basis ein Wachstum von 15 Prozent, teilte Alibaba mit.
Cloud weiter obenauf
Zugewinne standen dabei in fast allen Geschäftsbereichen. "Alibaba China E-commerce Group", wo die heimischen Aktivitäten für E-Commerce (unter anderem die Plattform „Taobao“) und Quick Commerce (schnelle Lieferung von Produkten) gebündelt werden, erreichte ein Umsatzplus von 16 Prozent. Der Geschäftsbereich lieferte mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes. Um die Effizienz zu steigern, hat Alibaba seine Aktivitäten im Quick Commerce zuletzt skaliert.
Die internationalen Handelsaktivitäten, zu denen beispielsweise die Plattform AliExpress gehört, legten im abgelaufenen Quartal um zehn Prozent zu. Stärkster Treiber von Alibaba bleibt das Cloud-Geschäft, hier fielen die Umsätze 34 Prozent höher aus als im Vorjahreszeitraum. Damit übertraf der Geschäftsbereich die Markterwartung. Künstliche Intelligenz (KI) ist hier ein Treiber, KI-bezogene Produkte erzielten erneut ein Quartal mit dreistelligen Wachstumsraten.
Gewinn bricht ein
Während die Erlöse stiegen, musste die Profitabilität Federn lassen: Der operative Gewinn stürzte zum Vorjahresquartal um 85 Prozent auf 754 Millionen Dollar ab. Die entsprechende Marge schmolz von 15 auf nur noch zwei Prozent zusammen. Das Management verwies vor allem auf deutliche Einbußen beim Vorsteuerergebnis (bereinigtes Ebita). Dieses brach um 78 Prozent ein, primär wegen Investitionen in Quick Commerce, Benutzererfahrungen und Technologie. Im Geschäftsbereich Alibaba China E-commerce Group, vor einem Jahr der mit Abstand stärkste Gewinntreiber, fiel das bereinigte Ebita diesmal 76 Prozent geringer aus.
Unter dem Strich knickt der bereinigte Nettogewinn des Konzerns um 72 Prozent ein und damit stärker als von den Analysten erwartet. Für die in Deutschland gehandelten Hinterlegungsscheine (ADRs) stand diesmal lediglich ein bereinigter Gewinn von 53 Euro-Cent je Papier. Der freie Cashflow fiel überdies deutlich negativ aus.
„Wir investieren unsere Gewinne und unseren freien Cashflow in die Zukunft, während die kurzfristige Rentabilität voraussichtlich schwanken wird“, erklärte Finanzchef Toby Xu. Sein Konzernchef Eddie Wu sagte: „Wir sind in eine Phase der Investitionen eingetreten, um langfristigen strategischen Wert im Bereich KI-Technologien und -Infrastruktur sowie einer Konsumplattform zu schaffen, die Dienstleistungen des täglichen Lebens und E-Commerce umfasst“. In den vergangenen vier Quartale flossen beispielsweise fast 17 Milliarden Dollar in den Ausbau von KI- und Cloud-Infrastruktur.
Aktie unentschlossen
An der Börse überwogen zunächst der besser als erwartet ausgefallene Konzernumsatz sowie das weiter starke Wachstum der Cloud. Im Xetra-Handel rückten die ADRs rund drei Prozent vor, drehten dann aber in den roten Bereich. Auf Sicht eines Jahres gewannen die Papiere etwa 70 Prozent im Wert.
Experten von Bloomberg Intelligence verwiesen in einer Reaktion allerdings auch auf die Ergebnisentwicklung im Cloud-Geschäft. Das bereinigte Ebita stieg dort zum Vorjahr um 35 Prozent auf rund 508 Millionen Dollar. Der totale Zuwachs von 132 Millionen Dollar reicht den Experten jedoch nicht. Angesichts enorm gestiegener Investitionsausgaben der letzten zwölf Monate attestiert Bloomberg Intelligence hier eine „schwache Kapitalrendite“.
Fazit
Die Zahlen zeigen: Der Umsatz wächst weiter erfreulich, umfangreiche Investitionen in KI, Cloud und Quick Commerce belasten jedoch die Gewinne und den Cashflow. Das Management nimmt gewisse Schwankungen bei der Rentabilität in Kauf. Anleger scheinen insgesamt zuversichtlich, dass sich die Ausgaben auszahlen werden.
Im Vergleich zu anderen Tech-Größen ist das Papier nicht teuer bewertet. Je nachdem, wann Alibaba Investitionen zurückfährt, könnte sich dies auf Basis von Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis allerdings relativieren, wenn die Überschüsse leiden. Analysten sind für den Titel mehrheitlich zuversichtlich, ihr durchschnittliches Kursziel liegt bei rund 175 Euro.