US-Präsident Donald Trump fordert Lip-Bu Tan, Chef des Halbleiterkonzerns Intel, zum Rücktritt auf. Ursache dafür sind offenbar dessen Verbindungen nach China. Während sich sein Arbeitgeber hinter den Chef stellt, büßt die Aktie infolge der Nachricht ein.
Seit März führt Lip-Bu Tan den kriselnden Halbleiterkonzern Intel. Während der 65-Jährige versucht, die operative Geschäftsentwicklung zu verbessern, äußert sich US-Präsident Trump aus ganz anderem Grund kritisch über ihn.
„Der CEO von Intel steckt in einem gravierenden Interessenkonflikt und muss unverzüglich zurücktreten. Es gibt keine andere Lösung für dieses Problem“, äußerte sich Trump über seine Plattform „Truth Social“ und spielt dabei wohl auf die Verbindungen des Intel-Chefs nach China an. Bereits gestern wandte sich der republikanische Senator Tom Cotton mit einem Brief an Intel-Aufsichtsratschef Frank Yeary und äußerte darin Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Integrität von Aktivitäten des Konzerns.
Verbindungen nach China
Anlass sind die Investitionen von Lip-Bu Tan in zahlreiche chinesische Unternehmen, denen wiederum teils Verbindungen zum Militär nachgesagt werden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von mindestens 200 Millionen US-Dollar, die Lip-Bu Tan persönlich oder über von ihm gegründete oder betriebene Risikokapitalfonds zwischen März 2012 und Dezember 2024 in chinesische Firmen investiert habe.
Der in Malaysia geborene US-Amerikaner ist unter anderem auch Mitgründer und Vorsitzender der Risikokapitalgesellschaft Walden International.
Dazu bezieht sich Cotton in seinem Brief auf die zwölfjährige Amtszeit von Lip-Bu Tan als CEO von Cadence Design. Der Anbieter von Software für das Elektronikdesign bekannte sich zuletzt schuldig, Software an die chinesische "National University of Defense Technology" vertrieben und so gegen US-Exportbeschränkungen verstoßen zu haben. Die Universität steht in Verbindung mit dem chinesischen Militär. Der Verstoß fiel in die Amtszeit von Lip-Bu Tan, schrieb der Senator.
Intel betont Verantwortung
Cotton fordert bis zum kommenden Freitag (15.August) Antworten vom Intel-Aufsichtsratschef, unter anderem dazu, ob Lip-Bu Tan aufgefordert wurde, seine Investitionen in chinesische Halbleiterfirmen aufzulösen oder bestehende Verbindungen zu Firmen in China offenzulegen.
Der Halbleiterkonzern stellt sich derweil hinter seinen CEO. „Intel und Herr Tan setzen sich entschlossen für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten und die Integrität unserer Rolle im Sicherheitsgefüge der USA ein“, zitierte der Börsendienst Bloomberg aus einem Statement der Kalifornier.
Aktie reagiert
Investoren zeigen sich dennoch verunsichert. Im Xetra-Handel geben die Papiere rund zwei Prozent nach. Dass Trump mit Zöllen von 100 Prozent auf Chip-Importe in die USA droht, spielt Intel eigentlich in die Karten.
Abgesehen von kurzen Ausbruchversuchen tendieren die Papiere seit einem Jahr seitwärts. Nach dem Kurseinbruch der letzten Jahre haben sich die Papiere stabilisiert, positive Impulse fehlen aber.
Fazit
Wichtige Technologien wie Halbleiter sind im Verhältnis von USA und China ein sensibles Thema. Dass Intel potenziell problematische Verflechtung von Lip-Bu Tan in das Reich der Mitte nicht genau unter die Lupe genommen hat, bevor er zum CEO ernannt wurde, erscheint unwahrscheinlich. Ob der Konzern solche womöglich akzeptiert hat oder aber die Auflösung der Investitionen gefordert hat, wird sich wohl erst zeigen, wenn Intel zu den Bedenken der Republikaner Stellung bezieht.
Lip-Bu Tan ist noch nicht mal ein halbes Jahr im Amt. Ein Rücktritt oder ein von Intel initiierter Wechsel wird wohl nicht passieren, sofern es vermeidbar ist. In der Angelegenheit um den CEO gilt wie für Geschäftsentwicklung und Aktie.: Abwarten.