Die Commerzbank-Aktie kennt seit Monaten nur eine Richtung: Aufwärts. Doch in dieser Woche kamen die Titel trotz guter Zahlen und höherer Gewinnprognose kaum noch vom Fleck. Hat die Aktie das Beste schon hinter sich?
Erst Höhenrausch, dann Abwärtskoller: Sechs Prozent sackte die Commerzbank-Aktie am Dienstag durch, nachdem Spekulationen über ein bevorstehendes Übernahmeangebot von Unicredit den Kurs in den Tagen davor auf neue Höchststände getrieben haben. Gewinnmitnahmen lautete die Erklärung für die deutlichen Kursverluste bei der zweitgrößten deutschen Privatbank an diesem Tag.
Auch am Mittwoch bliebt die Aktie der zweitgrößten deutschen Privatbank zeitweise unter Druck, obwohl das Institut am morgen mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten teilweise übertroffen und seine Jahresgewinnprognose leicht angehoben hatte. Das Zinsergebnis zeigte sich sogar erstaunlich robust im derzeitigen Zinssenkungs-Umfeld, und vor negativen Überraschungen blieben Anleger verschont. Nur bei näherem Hinsehen zeigen sich einige Schwächen, etwa beim zunehmenden Risikovorsorgebedarf für ausfallgefährdete Kredite - Folge der US-Zölle, die exportorientierten Unternehmen zu schaffen machen.
Unter dem Strich hat das Zahlenwerk niemand so richtig vom Hocker gerissen, so dass der Zwischenbericht am Ende auch kein Kurstreiber war. Und was die Analysten am nach der Veröffentlichung äußerten, war von zunehmender Skepsis gekennzeichnet.
Am deutlichsten formulierte dies der erfahrene DZ-Bank-Analyst Philipp Häßler, der die deutsche Bankenbranche seit Jahren intensiv beobachtet. Häßler hat die Commerzbank-Aktie nach dem Zwischenbericht von „Halten" auf „Verkaufen" heruntergestuft. Das Geldhaus sei zwar auf einem guten Weg, die Aktien seien aber mit Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis (1,0) und die Eigenkapitalrendite zu hoch bewertet (10,7 Prozent im zweiten Quartal 2025 nach 7,3 Prozent im Vorjahresquartal).
Der aktuelle Kurs sei allenfalls mit Übernahmefantasie zu rechtfertigen. Interessant ist auch Häßlers Einschätzung zu den Unicredit-Übernahmeplänen. Wegen des Widerstands von Management, Belegschaft und der Bundesregierung erwarte er keine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit.
Fazit
Auch der kanadischen Bank RBC zufolge sind schon viele positive Nachrichten im Aktienkurs der Commerzbank enthalten. RBC empfiehlt „Halten", ebenso Warburg Research und LBBW. Die Commerzbank hatte am Mittwoch ihr Jahresgewinnziel leicht angehoben. Vorstandschefin Bettina Orlopp hatte zudem die Doppelrolle von Unicredit als Wettbewerber und Großaktionär der Commerzbank kritisiert. Eine Grundlage für rasche Verhandlungen mit Unicredit sieht sie nicht. Entpuppt sich die Übernahmefantasie tatsächlich als heiße Luft, könnte es mit der Kursrally der Commerzbank-Aktie schnell vorbei sein.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank AG.