Die Mainzer bleiben bei ihrer (Rück-)Ausrichtung auf Onkologie auf dem Gaspedal und übernehmen den deutschen Wettbewerber CureVac. Die beiden Unternehmen bestätigten am Donnerstagmittag eine entsprechende Vereinbarung. Während die Aktie der Tübinger fast ein Drittel in die Höhe schnellt, geben die Papiere der Mainzer leicht nach.

BioNTech und CureVac gaben am Donnerstag den Abschluss eines bindenden Kaufvertrags bekannt. Dieser sieht vor, dass die Mainzer alle Anteile am Tübinger Wettbewerber übernehmen. Dies soll in Form eines All-Share-Deals geschehen, das heißt, die CurVac-Aktionäre bekommen im Tausch BioNTech-Papiere. Das Umtauschverhältnis ist dabei abhängig vom BioNTech-Kurs. Notieren die American Depositary Shares volumengewichteten im Zehn-Tage-Durchschnitt über 126,55 Dollar, beträgt es 0,04318. Bei unter 84,37 Dollar sind es 0,06476. Daraus ergibt sich eine Bewertung von 1,25 Milliarden Dollar für CureVac, was einen Kurs von 5,46 Dollar impliziert.

Entsprechend reagiert die Aktie der Tübinger. Sie sprang im Xetra-Handel am Donnerstagmittag in der Spitze bis auf 4,63 Euro und notiert zur Stunde rund 27 Prozent im Plus. Ganz anders das Bild bei BioNTech. Die Papiere, die nach dem Deal mit Bristol Myers Squibb (BMS) noch über die 100-Euro-Marke geklettert waren (€uro am Sonntag berichtete), geben fast drei Prozent nach. Damit nähern sie sich auch wieder der charttechnischen Unterstützung bei 90,16 Euro.

CureVac (WKN: A2P71U)

Das Ziel der Übernahme, die vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen Ende dieses Jahres abgeschlossen sein soll, ist vor allem die Bündelung im Bereich der mRNA-basierten Krebsimmuntherapie. Sowohl BioNTech als auch CureVac wurden ursprünglich mit einem Onkologie-Fokus gegründet. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden sie jedoch durch ihre – in CureVacs Fall gescheiterten – Corona-Impfstoffe.

Neben der Genehmigung der Behörden bedarf es unter anderem einer Mindestannahmeschwelle von 80 Prozent der CureVac-Aktien. Unter bestimmten Umständen kann BioNTech die Hürde einseitig auf 75 Prozent senken. Laut Angaben der Mainzer wurden bereits Andienungs- und Unterstützungsvereinbarungen mit Aktionärinnen und Aktionären geschlossen, die 36,76 Prozent der CureVac-Anteile vertreten. Dazu zählen unter anderem dievini Hopp BioTech holding sowie alle Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats der Tübinger. Die KfW, die im Auftrag des Bundes 2020 bei CureVac eingestiegen war und noch 13,32 Prozent der Anteile hält, teilte auf Anfrage von €uro am Sonntag mit, man stehe zu dem Thema in engem Dialog mit der Bundesregierung. Diese hat laut BioNTech bereits signalisiert, der Transaktion positiv gegenüberzustehen.

Fazit

Nach der Übernahme des chinesischen Entwicklungspartners Biotheus im November und dem BMS-Deal Anfang letzter Woche bleibt BioNTech bei der Onkologie-Strategie auf dem Gaspedal. Der jüngste Aufwärtstrend ist trotz der Kursverluste diese Woche weiter intakt. Für CureVac ist die Übernahme das Eingeständnis, dass das Unternehmen 25 Jahre nach der Gründung im Alleingang kaum noch Aussicht auf Erfolg hat.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BioNTech, CureVac.