Preise unter Druck und reduzierte Umsätze im Kerngeschäft. Das sind keine guten Nachrichten für den weltgrößten Rückversicherer, der zwar immer noch gut verdient, aber plötzlich Sand im Getriebe hat. Die Aktie verlor am Freitag fast acht Prozent.
Die Munich-Re-Aktie war in den vergangenen Jahren ein verlässliches Investment: 34 Prozent Kursanstieg innerhalb der vergangenen zwölf Monate, 160 Prozent in drei Jahren. Am Freitag hat der DAX-Konzern seine Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt, die eigentlich unter dem Strich noch immer gut aussehen.
Der Konzern bestätigte auch alle Finanzziele des Jahres 2025 - bis auf eines: den Versicherungsumsatz. Erstmals seit Jahren muss der Rückversicherer sinkende Prämien in Kauf nehmen, nachdem die Preise in den Vorjahren stets kräftig gestiegen waren. So waren bei der jüngsten Runde der Vertragserneuerungen mit den Erstversicherern am 1. Juli die Preise um 2,5 Prozent zurückgegangen. Dadurch reduzierte sich auch das Geschäftsvolumen um 3,2 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, „da Munich Re gezielt Geschäft nicht erneuert oder gezeichnet hat, das nicht den erwarteten Preisen und Bedingungen entsprach", wie es wörtlich in der Pressemitteilung heißt. Den Preisrückgang seit Jahresbeginn bezifferte die Munich Re auf 1,2 Prozent. Bei der Erneuerungsrunde Anfang Juli sei es vor allem um Geschäft in Nord- und Südamerika und in Australien gegangen. Die nächste Erneuerungsrunde steht im Januar 2026 an.
Rückenwind kommt dagegen im zweiten Quartal wie schon beim Nachbarkonzern Allianz vom Rückgang des Schadenvolumens bei Naturkatastrophen. Im ersten Quartal hatten vor allem die Waldbrände in Kalifornien für hohe Belastungen gesorgt. Im zweiten Quartal fielen nur noch 20 Millionen Euro an, nach mehr als einer halben Milliarde Euro im Vorjahreszeitraum.
Der Konzern-Überschuss kletterte im zweiten Quartal um 30 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, eine entsprechende Mitteilung hatte die Munich Re bereits im Juli veröffentlicht. Vorstandschef Joachim Wenning bestätigte erneut das Jahresgewinnziel von sechs (Vorjahr: 5,7) Millarden Euro. Allerdings wird jetzt nur noch ein Rückversicherungsumsatz von 40 statt 42 Milliarden Euro erwartet.
Fazit
Die eingetrübten Perspektiven beim Versicherungsumsatz und die sinkenden Prämien dürften bei den verwöhnten Munich-Re-Aktionären schlecht ankommen. Die Aktie verlor am Freitag fast acht Prozent auf 586 Euro. Dabei gehören derartige Marktbewegungen schon immer zum Geschäft des 1880 in München gegründeten weltgrößten Rückversicherers. Die Munich Re kann damit umgehen. Mit Kursbelastungen muss allerdings erst einmal gerechnet werden. Und das betrifft auch andere Rückversicherer wie Hannover Re und Swiss Re.
Das Analysehaus Jefferies hat am Freitag seine Halte-Empfehlung für die Munich-Re-Aktie bei einem Kursziel von 485 Euro bestätigt. Bei den Vertragserneuerungen gehe der Konzern mit risiko- und inflationsbereinigten Preissenkungen diszipliniert vor, hieß es.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Münchener Rück NA.