Beim französischen Autobauer entwickelte sich das Geschäft zuletzt schwächer als erwartet. Daher muss der Konzern die Zielsetzung für das Jahr reduzieren und geht mit einem neuen Konzernlenker ins Rennen. Investoren reagieren enttäuscht, die Papiere geben kräftig nach.

Der vergangene Monat hat dem französischen Autobauer offenbar Zahlen und Prognose verdorben. Das Management begründet dies mit verschiedenen Belastungsfaktoren und legt vorläufige Zahlen vor.

Demnach fuhr Renault im ersten Halbjahr voraussichtlich Umsätze von 27,6 Milliarden Euro ein, zum Vorjahr ein Anstieg um 2,5 Prozent. Für das Auftaktquartal hatte ein Rückgang um 0,3 Prozent gestanden. Analysten kalkulierten derweil nur mit rund 27,5 Milliarden Euro. 

Die operative Marge der ersten sechs Monate liegt wohl bei sechs Prozent und damit hinter den Erwartungen. Der Konzern verweist auf etwas niedrigere Verkaufsvolumina im Juni, Wettbewerbsdruck, eine schwächere Entwicklung bei leichten Nutzfahrzeugen sowie Forderungen, die durch unterschiedliche Abrechnungszeitpunkte beeinflusst wurden. 

Außerdem verzeichneten die Franzosen negative Effekte beim Bedarf an Betriebskapital. Diese werden auf das Produktionsniveau zurückgeführt, welches im Laufe des ersten Halbjahres gesunken ist. Hinzu kamen gestiegene Lagerbestände, vor allem im Juni. 

Gewinnwarnung

Aufgrund der Herausforderungen zuletzt wird das Management für das Gesamtjahr zurückhaltender. So soll die operative Marge nun noch bei rund 6,5 Prozent liegen, bislang wurden mindestens sieben Prozent anvisiert. Dazu rechnet Renault beim freien Cashflow nur noch mit 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro statt der bislang in Aussicht gestellten mindestens zwei Milliarden Euro. 

Experten von Bloomberg Intelligence reagierten überrascht auf die Anpassung und verwiesen auf den Pre-Close Call vor rund zwei Wochen, bei dem der Konzern die Jahresziele bestätigt habe. 

Übergangs-Lenker

Die aktuellen Herausforderungen soll nun Duncan Minto angehen – zumindest übergangsweise. Renault ernannte den bisherigen Finanzchef mit sofortiger Wirkung zum Interims-CEO, bis ein längerfristiger Nachfolger für Luca de Meo gefunden ist. Dieser gab im Juni seinen Abgang bekannt und führt künftig den Luxuskonzern Kering.  

Als perspektivischen Nachfolger bringt der Börsendienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen beispielsweise Dacia-Chef Denis Le Vot, Renaults Einkaufschef Francois Provost und den ehemaligen Stellantis-Manager Maxime Picat ins Spiel. 

Renault (WKN: 893113)

Aktie bricht ein

An der Börse kommt die Prognosesenkung erwartungsgemäß schlecht an. Die Papiere geben im Xetra-Handel fast 17 Prozent ab. Zwischenzeitlich stand der größte Tagesverlust seit mehr als fünf Jahren. Dazu notieren die Anteilsscheine so tief wie seit Anfang 2024 nicht mehr. 

Analysten von Oddo verwiesen mit Blick auf die Prognosesenkung auf den unglücklichen Zeitpunkt kurz nach dem Abgang von de Meo. Die Privatbank sieht sich veranlasst, ihre Schätzungen um zehn Prozent zu reduzieren. Sie sieht die Aktie als „kurzfristig totes Kapital“, zumindest bis ein neuer CEO bestimmt wurde. US-Bank Morgan Stanley erwartet derweil weitere Prognosesenkungen im Automobilsektor, da die Faktoren bei Renault auch andere treffen werden. Sollten sich Zölle normalisieren, könnte das abgelaufene Quartal jedoch der Tiefpunkt gewesen sein, spekulieren die Analysten. Bei einer weiteren Verschärfung bestünden aber Abwärtsrisiken. 

Fazit

Renault sieht sich mit Herausforderungen konfrontiert, die sich im Laufe der gerade begonnenen Berichtssaison auch bei Konkurrenten zeigen dürften. Wie stark sich diese im Detail auswirken, zeigt sich mit dem finalen Bericht zum ersten Halbjahr, der bei Renault am 31. Juli folgen soll. 

Angesichts der Aufgaben dürften Investoren und Analysten noch mehr auf die zeitnahe Neubesetzung des Chefsessels drängen. Eine Pressekonferenz mit dem neuen Interims-CEO Duncan Minto findet heute um 18.15 Uhr statt. Da die Aktie auch charttechnisch nun angeschlagen ist, warten Anleger hier erstmal ab.