Der Industriekonzern treibt seine Transformation weiter voran. Die Marinesparte ist an der Börse bald eigenständig unterwegs, weitere Geschäftsbereiche sollen folgen. Konzernchef Miguel López kann sich über eine vorzeitige Vertragsverlängerung freuen, die Aktie legt zu.

Ende Mai kündigte der MDAX-Konzern an, sich als Holdinggesellschaft neu aufzustellen. Geschäftsbereiche sollen in die Eigenständigkeit entlassen werden, der Mutterkonzern bleibt mehrheitlich beteiligt. So vollzogen es die Essener bereits mit der Wasserstoff-Tochter Nucera. 

TKMS schwimmt eigenständig

Die Weichen sind gestellt: Auf einer außerordentlichen Sitzung beschloss der Aufsichtsrat heute die (teilweise) Verselbstständigung des Marinegeschäfts Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS). Eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent soll an die Aktionäre übertragen und an der Börse notiert werden. Die übrigen 51 Prozent verbleiben bei Thyssenkrupp.

„Der Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG ist davon überzeugt, dass TKMS das enorme Wachstumspotenzial als ein globaler Vorreiter der maritimen Verteidigungsindustrie in einer eigenständigen Aufstellung am besten ausschöpfen kann“, begründete Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm die Entscheidung. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August müssen die Anteilseigner noch zustimmen. Der Börsengang von TKMS wird noch in diesem Jahr anvisiert. 

Mehr Eigenständigkeit

Es ist erst der Anfang: Um Geschäftsbereiche für die Beteiligung Dritter zu öffnen, sollen sich auch die Segmente „Materials Services“ (Werkstoffhandel) und „Automotive Technology“ (Automobilkomponenten) kapitalmarktfähig aufstellen und verselbstständigt werden. Perspektivisch ist dies auch für das Segment „Decarbon Technologies“ (Dekarbonisierung der Industrie) geplant. 

Den Wandel der Essener soll weiterhin Miguel López steuern. Der Deutsch-Spanier übernahm im Juni 2023 als Konzernchef und machte sich nicht nur Freunde. Der Aufsichtsrat hat seinen Vertrag heute um fünf Jahre bis zum 31. Mai 2031 verlängert. Das in Grundzügen vorgestellte Zukunftskonzept zeige einen in sich konsistenten Weg für die Weiterentwicklung des Konzerns auf, erklärte Russwurm. 

Thyssenkrupp (WKN: 750000)

An der Börse kamen die Meldungen gut an. Die Papiere gewinnen am Freitag rund vier Prozent. Im Verlauf der Handelswoche präsentierte sich die Aktie mit Schwankungen, geht unter dem Strich aber wohl mit minimalen Zugewinnen ins Wochenende.

Neben den Plänen zur neuen Aufstellung profitierte die Aktie in den letzten Monaten von einem für Rüstungswerte günstigen Marktumfeld. TKMS baut unter anderem U-Boote für NATO-Länder. 

Fazit

Thyssenkrupp vollzieht eine Transformation. Mit der veränderten Struktur können Werte gehoben werden, dies wird aber wohl nicht bei allen Segmenten gleich gut gelingen. Im Umfeld für Rüstungswerte spricht viel dafür, dass TKMS einen starken Börsengang hinlegen kann. Mit der vorzeitigen Verlängerung für CEO López bekräftigt der Konzern den eingeschlagenen Kurs. Die Börse spendierte bislang Vorschusslorbeeren: Seit Jahresbeginn hat sich die Thyssenkrupp-Aktie mehr als verdoppelt. Wer investiert ist, bleibt dabei.