Der größte norwegische Pensionsfonds setzt den Industriekonzern auf seine schwarze Liste und schließt das MDAX-Mitglied damit aus seinem Anlageuniversum aus. Grund dafür sind Waffenverkäufe an Israels Militär. Auch ein weiterer Konzern ist betroffen. So reagiert die Aktie
Der norwegische Pensionsfonds KLP, der rund 114 Milliarden Dollar verwaltet, beendet sein Engagement beim Industriekonzern Thyssenkrupp. Grund dafür sind Lieferungen an das israelische Militär.
Der Fonds verweist auf einen Bericht der Vereinten Nationen aus dem vergangenen Jahr, wonach mehrere Unternehmen Waffen oder Ausrüstungen an das israelische Militär liefern, die wiederum im Gaza-Krieg eingesetzt werden. Nach einer Prüfung und dem Dialog mit Unternehmen kam KLP zu dem Schluss, dass der deutsche Industriekonzern gegen die Richtlinien für verantwortungsvolle Investitionen verstößt. Aus demselben Grund fliegt auch der US-Nutzfahrzeugbauer Oshkosh aus dem Anlageuniversum des Pensionsfonds.
Nicht sorgfältig genug?
Der Bericht der Vereinten Nationen weist darauf hin, dass Firmen, die Waffen, Munition oder andere Komponenten an Israel liefern, Gefahr laufen, sich an Verletzungen von Menschenrechten und humanitären Bestimmungen zu beteiligen. Es gebe Beweise, dass Güter bestimmter Unternehmen im Gaza-Krieg eingesetzt werden.
Die Norweger sehen dadurch ihre Leitlinien für ein Investment verletzt. KLP und seine Fonds waren bis Mitte des Monats mit rund 850.000 Euro bei Thyssenkrupp investiert.
Schiffe für Israel
Der Pensionsfonds begründet den Ausschluss von Thyssen und Oshkosh damit, dass die Konzerne es versäumt hätten, die erforderliche Sorgfaltspflicht hinsichtlich ihrer möglichen Mittäterschaft bei Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht nachzuweisen. Hinzu kämen die langjährige Zusammenarbeit der Unternehmen mit der israelischen Armee und anhaltende Waffenlieferungen. Im Fall von Thyssen beziehen sich die Vorwürfe vor allem auf Kriegsschiffe und U-Boote der Sparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS).
Aktie unbeeindruckt
An der Börse sorgt die Entscheidung von KLP derweil nicht für Nervosität. Im Xetra-Handel gewinnen die Papiere rund 1,2 Prozent. Seit dem starken Kursanstieg im Frühjahr entwickeln sich die Anteilsscheine eher seitwärts.
Die Transformation der Essener hin zu einer Holdinggesellschaft mit mehr Eigenständigkeit der Geschäftsbereiche schob die Aktie an. Noch im laufenden Jahr will Thyssenkrupp 49 Prozent der Marine-Sparte an die Aktionäre übertragen und TKMS an der Börse notieren. Am Freitag meldete der Konzern einen Großauftrag zur Modernisierung von sechs U-Booten der Deutschen Marine.
Fazit
Investitionen in Rüstung sind immer auch mit ethischen Fragen verbunden. KLP sieht seine Richtlinien diesbezüglich verletzt und verzichtet künftig in seinem Portfolio auf Thyssenkrupp. Gleichwohl ist Rüstung ein starker Kurstreiber der vergangenen Monate. Neben der Transformation zur Holding profitierte Thyssenkrupp vor allem über TKMS vom Rüstungsgeschäft und dem Willen zur Aufrüstung. An den diesbezüglich guten Aussichten ändert sich absehbar wohl Nichts.
Nach dem deutlichem Kurszuwachs seit Jahresbeginn sind Analysten derweil gespalten: Kursziele seit Mai reichen von 4,90 Euro bis 12,50 Euro. Aktuell notieren die Papiere etwa auf Niveau des durchschnittlichen Zielkurses. Die Aktie ist eine Halteposition.