Die Volkswagen-Tochter für Nutzfahrzeuge verzeichnete in der ersten Jahreshälfte schwierigere Geschäfte und blickt angesichts von Herausforderungen auch skeptischer nach vorn. Anleger reagieren auf gesenkte Jahresziele, die Anteilsscheine setzen vor dem Wochenende zurück. 

Von einem „durchwachsenen“ ersten Halbjahr berichtete der MDAX-Konzern, noch zu 87,5 Prozent in Besitz von Volkswagen, am heutigen Freitag. In der Tat zeugte das Zahlenwerk der ersten sechs Monate von Herausforderungen. 

Im Berichtszeitraum lieferten die Münchner 153.100 Fahrzeuge aus, vier Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Rückgänge verzeichneten vor allem die beiden wichtigen Marken Scania und MAN Truck & Bus. Insgesamt setzte Traton in der ersten Jahreshälfte 21,9 Milliarden Euro um, zur Vorjahresperiode ein Minus von sechs Prozent. Dies lag im Rahmen der Analystenerwartungen. 

Das bereinigte operative Ergebnis büßte dabei kräftig um 35 Prozent ein, die entsprechende Marge sank von 9,1 auf 6,3 Prozent. Zum niedrigeren Umsatz kamen eine geringere Kapazitätsauslastung in der Lkw-Produktion sowie Wechselkurseffekte. 

Derzeit agieren wir in einem schwierigen und unsicheren Marktumfeld

Christian Levin, Konzernlenker von Traton

Unsicherheit bei Aufträgen

„Unsere Marken haben im ersten Halbjahr 2025 unter teils schwierigen Bedingungen solide Ergebnisse erzielt. Die Zurückhaltung der Kunden angesichts der anhaltenden Unsicherheiten im Markt ist deutlich spürbar“, kommentierte Finanzchef Michael Jackstein. 

In Summe sammelte Traton in den ersten sechs Monaten Aufträge für 139.600 Fahrzeuge ein, elf Prozent mehr als im der ersten Jahreshälfte 2024. Während es diesbezüglich vor allem in Europa gut lief, zeigten sich Kunden aus Nordamerika aufgrund der US-Zollpolitik zögerlich. Auch für Brasilien berichtete der Konzern von abnehmender Dynamik. 

Prognose gesenkt

Als Reaktion auf schwächere Nachfrage passte der Konzern seine Jahresprognosen an: Für den Umsatz erwartet das Management gegenüber Vorjahr nun eine Entwicklung zwischen einem zehnprozentigen Rückgang und Stagnation. Zuvor lag die Zielsetzung bei minus fünf bis plus fünf Prozent. 

Dazu kürzt Traton die Erwartung für die bereinigte operative Rendite: Statt 7,5 bis 8,5 Prozent traut sich das SDAX-Mitglied nur noch sechs bis sieben Prozent zu. Für das vergangene Jahr standen hier 9,2 Prozent. Außerdem soll der freie Cashflow nun niedriger ausfallen als bislang geplant. 

Traton (WKN: TRAT0N)

Aktie im Rückwärtsgang

Investoren hatten sich bessere Aussichten erhofft, im Xetra-Handel verlieren die Papiere vor dem Wochenende heute mehr als drei Prozent. Der Aufschwung der letzten Wochen bekam somit einen kleinen Dämpfer. Abgesehen von einem kurzen Ausbruch im Frühjahr tendierten die Anteilsscheine über das vergangene Jahr aber weitgehend seitwärts. 

Analysten verwiesen in ihren Reaktionen vor allem auf die anhaltende Unsicherheit in Nordamerika sowie die schwächere Entwicklung bei Scania. Die schwedische Marke musste in den ersten sechs Monaten einen Absatzrückgang von zehn Prozent hinnehmen. „Scania hat die globalen Produktionskapazitäten weiter gedrosselt“, sagte Traton-Finanzchef Jackstein. Zu Umsatzrückgang und Währungseffekten kamen noch Aufwendungen für den Aufbau eines neuen Produktionsstandortes in China. Unter dem Strich büßte die operative Marge von Scania innerhalb eines Jahres von 14,5 auf 9,7 Prozent ein. 

Fazit

Traton kämpft mit schwierigeren Umständen, vor allem durch Unsicherheiten, die Kunden aus der wichtigen Absatzregion Nordamerika zögerlicher machen. Während der Konzern beim Pre-Close Call mit Analysten Anfang des Monats noch an seiner Prognose festhielt, hatten einzelne Analysten in den vergangenen Wochen bereits über eine mögliche Gewinnwarnung spekuliert. Investoren dürften nun noch genauer auf die Zahlen des Konkurrenten Daimler Truck schauen, die es am Freitag (1.August) geben soll. Analysten rechnen auch hier mit einem kräftigen Gewinnrückgang. 

Aktuell führt der Börsendienst Bloomberg Einschätzungen von 22 Analysten für die Traton-Aktie. Acht Kauf- stehen dabei zehn Halte- und vier Verkaufsempfehlungen gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel von rund 33 Euro impliziert aktuell kaum Aufwärtspotenzial. Ein Einstieg drängt sich momentan nicht auf.