Mehrere Großaufträge, optimistische Analysten, stark bei Megatrends wie dem Internet der Dinge und Künstlicher Intelligenz, angehobene Gewinnprognose: was kann da noch schiefgehen? Einiges, wie Kontron-Anleger heute erfahren müssen. Der Titel rutscht am Mittwoch vormittag zeitweise zweistellig ab und übernimmt die rote Laterne im SDAX.
Dass sich der österreichische Technologie-Spezialist für das laufende Jahr mehr zutraut, war am Markt bereits erwartet worden – allerdings hatten einige Marktteilnehmer sich wohl etwas mehr erhofft. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnen die Linzer nun mit mindestens 270 Millionen Euro, nach zuvor mindestens 220 Millionen Euro.
Dagegen wird das Unternehmen beim Umsatz etwas zurückhaltender. Wegen der Entkonsolidierung des verkauften Modulgeschäfts rechnet Kontron 2025 jetzt mit 1,8 Milliarden Euro, statt zuvor 1,9 bis 2,0 Milliarden Euro. Den Verkauf der Tochter Jumptec an Congatec hatten die Linzer Anfang Juli bekannt gegeben. Gegenüber dem Vorjahr wäre das dennoch eine Umsatz-Verbesserung. 2024 hatte Kontron hier 1,7 Milliarden Euro erzielt.
Zu den Kursverlusten könnten auch Unklarheiten in der aktuellen Quartalsbilanz beigetragen haben. Einige Sonder- und Einmaleffekte hatten Fragezeichen bei Analysten hinterlassen. Hier seien genauere Erläuterungen nötig, hieß es.
Im ersten Halbjahr stieg der operative Gewinn um 78 Prozent auf 146 Millionen Euro. Nach vorläufigen Berechnungen beziffert Kontron den Erlös aus dem Verkauf der Beteiligung auf etwa 48 Millionen Euro. Die bereinigte Marge, gemessen am Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), erhöhte sich um 2,1 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent.
Die Bruttomarge lag in der ersten Hälfte des Jahres bei 40,8 Prozent, war jedoch durch Einmaleffekte aus der Portfoliobereinigung im zweiten Quartal belastet. Bereinigt um diese Sondereffekte habe die operative Bruttomarge im ersten Halbjahr mit über 42 Prozent das Vorjahresniveau erreicht, hieß es in der Konzernmitteilung. Die Linzer berichteten darüber hinaus von einer anhaltend dynamischen Nachfrage.
Ende Juli hatte die Kontron-Aktie unter anderem wegen eines Großauftrags der französischen Staatsbahn SNCF ein Mehrjahreshoch erreicht.
Fazit
Analysten wie Warburg Research und Jefferies bestätigen ihre Kaufempfehlungen für Kontron. Seit Jahresbeginn liegt der Titel trotz der aktuellen Verluste noch rund 26 Prozent im Plus.
Enthält Material von dpa-AFX