Der bedeutendste Auftragsfertiger für Halbleiter meldet für Oktober das geringste Umsatzwachstum seit mehr als einem Jahr. Die Meldung trifft auf wachsende Sorgen im Markt bezüglich der Bewertung von KI-Profiteuren. Investoren bleiben zuversichtlich, den Anteilsscheinen gelingt ein grüner Wochenauftakt.
Der weltgrößte Chip-Fertiger mit Kunden wie Apple, Nvidia, Qualcomm und Broadcom verzeichnet weiter gute Geschäfte. Für Oktober meldete TSMC einen Umsatz von umgerechnet 10,25 Milliarden Euro. In heimischer Währung übertrafen die Erlöse damit den Vorjahresmonat um 16,9 Prozent. Dabei profitiert der Konzern weiter davon, dass Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) leistungsstarke Halbleiter benötigen, vor allem Grafikprozessoren (GPUs).
Während die Zugewinne zweistellig bleiben, entspricht das Plus von 16,9 Prozent dem niedrigsten monatlichen Wachstum seit Februar 2024. Seit Jahresbeginn steht bei den Erlösen derweil ein Anstieg um 33,8 Prozent.
Weiter im Plan
Marktteilnehmer, die sich um eine Überbewertung oder gar Blasenbildung bei KI-Profiteuren sorgen, könnten sich mit der Abschwächung bei TSMC bestätigt sehen. Allerdings lohnt der genauere Blick auf die Zahlen:
Der vermeintlich schwächere Wert für Oktober werde durch „Vorzieheffekte bei den Bestellungen im ersten Halbjahr und einen schwächeren US-Dollar verzerrt“, schrieben Experten von Bloomberg Intelligence heute in einer Reaktion. Dazu erwarten Analysten bei TSMC für das laufende Jahresviertel im Schnitt ein Umsatzwachstum von rund 16 Prozent. Entsprechend läge der Konzern weiter im Soll.
Aktie rückt vor
Investoren sehen dies offenbar ähnlich: In einem positiven Marktumfeld gewinnen die Anteilsscheine der Taiwanesen fast drei Prozent. Anfang des Monats erklommen die Papiere ein Allzeithoch, notieren momentan etwa fünf Prozent darunter.
Mitte Oktober hatte der Konzern seine Quartalszahlen vorgelegt und dabei rund 30 Prozent Umsatzwachstum sowie 39 Prozent Gewinnanstieg gemeldet. In US-Dollar lag das Umsatzplus sogar bei fast 41 Prozent. Für das Jahr erhöhte das Management daraufhin die Zielsetzung und traut sich in US-Dollar nun ein Wachstum etwa im mittleren 30-Prozent-Bereich zu.
Nachfrage bleibt hoch
Am Wochenende traf sich TSMC-Chef C.C. Wei mit Jensen Huang, CEO des Chipentwicklers Nvidia. Dieser habe den Auftragsfertiger gebeten, die Produktion von Wafern (dünne Scheiben aus Halbleiter-Material) zu erhöhen, berichtete der Börsendienst Bloomberg. "Das Geschäft läuft sehr gut und wächst von Monat zu Monat, es wird immer stärker“, sagte Huang.
Derweil äußerte sich TSMC-Chef Wei bei der Zahlenvorlage zuletzt, die Kapazitäten im Bereich KI seien "sehr knapp". Der Konzern arbeite daran, die Lücke zu verringern.
Fazit
TSMC meldet das geringere monatliche Wachstum seit anderthalb Jahren, bleibt bei den Erwartungen aber auf Kurs. Entsprechend besteht operativ erstmal kein Anlass zur Sorge. Gleichwohl schob die Aussicht auf starke Geschäfte die Aktie zuletzt kräftig an. Seit dem Jahrestief Anfang April hat sich der Kurs nahezu verdoppelt.
Durch die führende Marktstellung bleiben die Aussichten gut, zudem wirkt die Bewertung mit dem rund 23-fachen des für dieses Jahr erwarteten Gewinns nicht überzogen. Nimmt die Sorge um eine allgemeine Überbewertung rund um KI zu, könnte die Aktie nach starkem Lauf wieder etwas zurückkommen. Entscheidend bleibt hierbei die Stimmungslage rund um KI. Ein Test dafür dürften Zahlen und Ausblick von Nvidia in der kommenden Woche (19. November nach US-Börsenschluss) werden. Investierte Anleger bleiben bei TSMC dabei.