Am eher mittelmäßigen Abschneiden beim EU-Bankenstresstest kann es kaum liegen. Warum der Commerzbank-Aktienkurs seit Tagen nur eine Richtung kennt: nach oben.
Europäische Bankaktien liegen im Trend. Der entsprechende Branchenindex Euro Stoxx Banks legte allein am Montag rund drei Prozent und hängte den Gesamtmarkt deutlich ab. Zu den besten Werten zählte wieder einmal die Commerzbank, die mehr als vier Prozent gutmachte und mit einem Aktienkurs von 33,40 Euro so hoch notiert wie seit 17 Jahren nicht mehr.
Fast 150 Prozent hat die Aktie der zweitgrößten deutschen Privatbank seit Jahresbeginn gutgemacht. Am morgigen Mittwoch legt das Frankfurter Institut ihre Quartalszahlen vor. Angesichts der Analystenschätzungen für einen Jahresgewinn von zwei Milliarden Euro ist auch eine Anhebung der Gewinnprognose für das Gesamtjahr von zuletzt 7,8 Milliarden Euro nicht mehr auszuschließen.
Doch der wahre Kurstreiber sind nicht die Zahlen, sondern die Übernahmepläne der italienischen Großbank Unicredit, die im Herbst 2024 ein erstes Aktienpaket erworben und Schritt für Schritt ihren Einfluss ausgeweitet hat. Viele Investoren rechnen damit, dass es nicht mehr lange dauert, bis Unicredit-Chef Andrea Orcel ein Übernahmeangebot vorlegen wird.
Vor Kurzem erst hatte Uncredit die Schwelle von 20 Prozent Aktienanteil bei der Commerzbank überschritten. Optionen auf weitere zehn Prozent der Anteile könnte er jederzeit ausüben, so dass die Schwelle von 30 Prozent für ein Pflichtangebot überschritten wird. Der Preis dafür wird allerdings mit dem Kursanstieg der Commerzbank-Aktie immer höher, angetrieben von den Erwartungen der Commerzbank-Aktionäre.
Fazit
Die Kursrally bei der Commerzbank steht und fällt mit der von Unicredit stetig befeuerten Übernahmefantasie. Die Frage ist, wie lange Unicredit-Chef Orcel noch warten will, bis er die Katze aus dem Sack lässt, und ob er einen Meinungsaustausch mit der Bundesregierung nach der parlamentarischen Sommerpause überhaupt noch abwartet.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank AG.