Das Eiscreme-Geschäft des Konsumgüterkonzerns ist seit heute nun auch eigenständig an der Börse notiert. Die mit Spannung erwartete Abspaltung von Marken wie Magnum wurde damit mit Verspätung vollzogen. Wie viel Appetit die Börse auf die Anteilsscheine hat, was Anleger wissen müssen. 

Es ist geschafft: Die Aktien von „The Magnum Ice Cream Company” (TMICC), dem Geschäftsbereich für die Eis-Marken von Unilever, haben heute den Handel an der Börse aufgenommen. Der Konzern hält bekannte Marken wie Magnum, Ben & Jerry’s und Cornetto. 

Zum Börsendebüt wurden etwa 612,3 Millionen Anteile (WKN: A41NML) ausgegeben. Die Abspaltung sollte ursprünglich bereits Mitte November erfolgen, der Termin wurde aufgrund des Regierungs-Shutdowns in den USA jedoch verschoben. 

Verhaltener Auftakt

Der Start fiel heute gemischt aus: An der Euronext in Amsterdam lag der erste Kurs bei 12,20 Euro und damit unterhalb des  des vom Börsenbetreiber kommunizierten Referenzpreises von 12,80 Euro. Gegen Mittag notierte das Papier im Bereich des Referenzkurses. In London rückte der Kurs im Laufe des Vormittags leicht vor. TMICC listet seine Aktien wie der ehemalige Mutterkonzern Unilever an drei Handelsplätzen. In New York startet der Handel gegen 15.30 Uhr. 

„Heute ist ein stolzer Meilenstein für alle, die mit TMICC verbunden sind“, sagte Konzernchef Peter ter Kulve. „Jetzt, als unabhängiges börsennotiertes Unternehmen, werden wir agiler, fokussierter und ehrgeiziger denn je sein“. 

Chancen in Eigenständigkeit

„Unsere Mission ist ganz klar: Das Geschäft ist nicht schnell genug gewachsen. Es müsste um ein bis zwei Prozentpunkte schneller wachsen, und die Rentabilität lag um 400 bis 500 Basispunkte zu niedrig“, erklärte ter Kulve gegenüber dem Börsendienst Bloomberg. Für Besserung sieht er Chancen in der Eigenständigkeit: „Wir können jetzt eine Strategie und ein Modell zur Umsetzung entwickeln, die perfekt für Eiscreme und unsere Zielsetzung sind und nicht Teil einer verwässerten Strategie als Teil einer größeren Gruppe.“

Auf einem Kapitalmarkttag stellte der Konzern mittelfristig ein organisches Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent pro Jahr in Aussicht. Dazu soll die operative Marge (bereinigtes Ebitda) mittelfristig um jährlich 40 bis 60 Basispunkte gesteigert werden. 

Unilever plc (WKN: A0JNE2)

Unilever-Aktie verliert

Während der Auftakt für die Papiere von TMICC verhalten ausfiel, gab die Aktie von Unilever ab. Durch die Trennung vom Eis-Geschäft sinkt der Wert des Gesamtkonzerns und damit der Aktienkurs. Die Anteilsscheine verlieren heute rund fünf Prozent. Gleichwohl erhalten Unilever-Aktionäre für fünf Aktien jeweils auch einen Anteil an TMICC. 

Um eine bessere Vergleichbarkeit von Kennzahlen wie Gewinn pro Aktie zu ermöglichen, vollzieht Unilever zeitnah eine Zusammenlegung seiner Aktien. Nach dem Spin-Off hält der Konzern noch 19,9 Prozent der Anteile von TMICC und wird diese Beteiligung innerhalb von fünf Jahren abbauen. 

Investitionen in Wachstum

Wie heiß ist das Eis-Geschäft für Anleger? Investitionen von TMICC in die Marke und ein Netzwerk von Tiefkühltruhen, auch, um die Absatzmöglichkeiten für Eiscreme zum Beispiel um lokale Veranstaltungen zu erweitern, könnten das Wachstumsziel von organisch drei bis fünf Prozent jährlich stützen, glauben die Experten von Bloomberg Intelligence. Dies könne die Bewertung mit dem 8,5- bis Zehnfachen Ebitda als Enterprise Value (Börsenwert plus Schulden abzüglich Cash-Bestand) rechtfertigen. 

Derweil bestehen Unsicherheiten bezüglich volatiler Rohstoffe, Währungen und der saisonalen Abhängigkeit bei der Nachfrage nach Eis. 

Fazit

Der Start fällt verhalten aus. In den kommenden Jahren soll der Umsatz moderat zulegen. Gleichzeitig kann sich TMICC in Eigenständigkeit strategisch noch passgenauer ausrichten. 

Die Börse muss TMICC derweil wohl noch einordnen. Der Konzern ist der einzige reine Eis-Hersteller mit Börsennotierung. Entsprechend ist ein Vergleich bezüglich Bewertungsfaktoren mit Konkurrenten nicht so einfach möglich. Da der Markt bei dem Papier erstmal auf Richtungssuche gehen dürfte, warten Neueinsteiger zunächst ab.