Der italienische Großaktionär Media for Europe (MFE) steht unmittelbar vor der Mehrheitsübernahme beim deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1. Der tschechische Finanzinvestor PPF will seinen Anteil von knapp 15,7 Prozent an ProSiebenSat.1 an MFE verkaufen, wie er am Mittwoch Abend mitteilte.
Sowohl die von der Unternehmerfamilie Berlusconi kontrolllierte MFE als auch PPF hatten konkurrierende Übernahmeofferten für ProSiebenSat.1 abgegeben. MFE hatte nach Ablauf der ersten Angebotsfrist eine Beteiligung von 43,6 Prozent erreicht. Zusammen mit den Anteilen von PPF kämen die Italiener auf mehr als 60 Prozent. Die verlängerte Angebotsfrist für die MFE-Offerte läuft noch bis 1. September.
An der Börse legte die ProSiebenSat.1-Aktie am Donnerstag Vormittag deutlich zu und markierte ein Zweijahreshoch bei 8,24 Euro. In den Tagen zuvor waren sie um die Acht-Euro-Marke gependelt waren. Deutliche Kurszuwächse von bis zu sechs Prozent gab es auch für die MFE-Aktie an der Mailänder Börse.
Mit dem Ausstieg von PPF kann MFE seine Pläne für den Aufbau einer europäischen Sendergruppe weiter vorantreiben. Kartellrechtliche Hürden gibt es nicht, die Europäische Kommission sowie die deutschen Kartellbehörden haben keine Einwände gegen die Übernahme.
Die von der Familie Berlusconi kontrollierte MFE ist seit längerem der größte Einzelaktionär bei ProSiebenSat.1. Mit dem Übernahmeangebot will sich die Holding die Mehrheit der Anteile sichern, um ProSiebenSat.1 in seine europäische Senderkette einzubinden.
Ende Juli hatte MFE ihre Offerte noch einmal erhöht. Neben weiterhin 4,48 Euro in bar bot MFE noch 1,3 eigene Stückaktien je ProSiebenSat.1-Anteil an. Das Management von ProSiebenSat.1 hatte sich nach anfänglichem Widerstand für die höhere MFE-Offerte ausgesprochen.
Parellel zur MFE-Offerte hatte auch PPF ein Angebot abgegeben, um seinen Anteil von 15 auf bis zu 29,99 Prozent auszubauen und das SDAX-Mitglied eigenständig zu lassen.
Fazit
Der tschechische Investor PPF hat seine Ziele bei ProSiebenSat.1 nicht erreicht und zieht sich aus seinem Engagement zurück. MFE steht dagegen unmittelbar vor der Mehrheitsübernahme. Am Donnerstag legte sowohl die ProSiebenSat.1-Aktie als auch die MFE-Aktie deutlich zu. Die kräftigen Kursgewinne von MFE legten den Schluss nahe, dass Anleger in der Übernahme nun operative Vorteile für den italienischen Medienkonzern sähen, hieß es in Finanzkreisen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.