Der kriselnde Chiphersteller aus den USA hat sich mit Gläubigern auf einen Plan für eine umfassende Restrukturierung geeinigt. Dabei beantragt der Konzern auch die Insolvenz. Die ohnehin ausgebombten Anteilsscheine geben in Folge der Mitteilung weiter nach.

Im Mai äußerte der Spezialist für Chips aus Siliziumkarbid bereits Bedenken bezüglich des eigenen Fortbestands. Der gestiegene Schuldenberg macht dem Konzern aus North Carolina zu schaffen, dazu entwickelten sich Absatzmärkte wie die Elektromobilität nicht wie erhofft. Zollunsicherheiten kamen noch hinzu. 

Nun hat sich Wolfspeed mit wichtigen Geldgebern auf eine Restrukturierung geeinigt. Zu diesen gehören die meisten der Inhaber von vorrangig besicherten Anleihen (unter anderem das Private-Equity-Unternehmen Apollo Global) , der japanische Halbleiterkonzern Renesas Electronics sowie Investoren, die etwa zwei Drittel der Wandelschuldverschreibungen halten. 

Milliardenschwerer Schuldenschnitt

Die Vereinbarung sieht vor, die Schulden um etwa 70 Prozent beziehungsweise rund 4,6 Milliarden Dollar zu reduzieren. Obendrein werden die jährlichen Aufwendungen für Zinszahlungen um rund 60 Prozent gedrückt.

Schuldverschreibungen und ein Darlehen von Renesas Electronics werden in neue Anleihen sowie 95 Prozent der neuen Aktien getauscht. Bestehende Anteilseigner sollen nach der Restrukturierung noch drei oder fünf Prozent des neuen Grundkapitals erhalten. Darüber hinaus erhält der Konzern im Rahmen der Vereinbarung eine Finanzierung über 275 Millionen Dollar. 

„Nachdem wir mögliche Optionen zur Stärkung unserer Bilanz und zur Anpassung unserer Kapitalstruktur geprüft haben, haben wir uns zu diesem strategischen Schritt entschlossen, weil wir davon überzeugt sind, dass Wolfspeed dadurch am besten für die Zukunft aufgestellt ist“, begründete Konzernchef Robert Feurle die Entscheidung. 

Insolvenz: zeitnah, aber kurzweilig

Der proaktive Schritt soll helfen, die langfristige Wachstumsstrategie umzusetzen und den Weg zur Profitabilität zu beschleunigen, teilte Wolfspeed mit. Der Konzern greift dabei auf eine sogenannte „pre-packaged“-Insolvenz zurück. Heißt: Es wurde ein Sanierungsplan erarbeitet, bevor das Unternehmen von sich aus die Insolvenz nach Chapter 11 anmeldet. Dies soll bis zum 1.Juli passieren. 

Die Restrukturierung soll dabei zügig vonstattengehen: Bis zum Ende des dritten Kalenderquartals will Wolfspeed wieder aus dem Konkurs herauszukommen und den Geschäftsbetrieb künftig vollständig durch den erwirtschafteten Cashflow finanzieren. Außerdem soll der Geschäftsbetrieb zunächst normal aufrechterhalten werden. Zuletzt verfügte der Konzern noch über Barmittel von rund 1,3 Milliarden Dollar.

Wolfspeed (WKN: A3C4QG)

Aktie verliert weiter

An der Börse sorgen die Pläne für Abgaben. Die ohnehin gebeutelte Aktie verliert heute fast 30 Prozent. Über die letzten Monate erlebten die Anteilsscheine einen rapiden Wertverlust. Standen vor einem Jahr noch über 20 Euro an der Kurstafel, wechseln die Papiere momentan noch für etwa 55 Cent den Besitzer. 

Fazit

Wolfspeed flüchtet sich in einen finanziellen Neustart, um seine Schuldenlast deutlich zu reduzieren. Das Gros der Geldgeber steht hinter dem Plan. Der Konzern zeigt sich zuversichtlich, sein Geschäft nach der Restrukturierung aus dem Cashflow bedienen zu können. Das Management um den neuen CEO Robert Feurle (seit 1.Mai im Amt) muss das mit Blick auf schwierigere Geschäfte jedoch erstmal unter Beweis stellen. In den ersten drei Quartalen des versetzten Geschäftsjahres verzeichnete Wolfspeed deutlich mehr Nettoverlust als Umsatz. Bei Erlösen von 560 Millionen Dollar stand ein negativer freier Cashflow von fast 1,3 Milliarden Dollar. 

Der Konzern ist mit seinen Chips eine heiße Comeback-Wette. Für eine Bewertung der Erfolgsaussichten ist es aber noch zu früh. Anleger bleiben an der Seitenlinie. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Wolfspeed.