Der dänische Pharmakonzern muss einen erneuten Dämpfer verkraften. Studiendaten zur Behandlung von Alzheimer mit dem Wirkstoff Segmaglutid enttäuschen, eine geplante Verlängerung wird abgesagt. Anleger reagieren enttäuscht, die ohnehin gebeutelten Anteilsscheine knicken zum Wochenstart ein.
Die Hoffnung, den aus den Abnehm-Präparaten wie Ozempic bekannten Wirkstoff Semaglutid zur Behandlung weiterer Erkrankungen einsetzen zu können, hat bei Novo Nordisk einen Dämpfer erhalten. Neue Studiendaten zur Behandlung von Alzheimer im Frühstadium liefern nicht die erhofften Resultate.
An den Phase-3-Studien „evoke“ und „evoke+“ nahmen rund 3.800 Personen zwischen 55 und 85 Jahren teil, die an einer leichten kognitiven Störung oder leichter Demenz leiden. Untersucht wurde vor allem die Wirkung von oral einzunehmendem Semaglutid verglichen mit einem Placebo als Ergänzung zur Standardbehandlung.
Dabei zeigte sich: Gegenüber dem Placebo zeigte sich bei Einnahme von Semaglutid zwar eine Verbesserung der Biomarker für die Alzheimer-Krankheit, eine statistisch signifikante Verlangsamung des Fortschreitens konnte aber nicht nachgewiesen werden. Als Messgröße wurde das „Clinical Dementia Rating“ verwendet, welches über ein Punktesystem Auskunft über das Stadium einer Demenzerkrankung gibt.
Keine Verlängerung
„Angesichts des erheblichen unerfüllten Bedarfs im Bereich der Alzheimer-Krankheit sowie einer Reihe von indikativen Datenpunkten sahen wir uns verpflichtet, das Potenzial von Semaglutid zu untersuchen, auch wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit gering war“, sagte Martin Holst Lange, Forschungschef bei Novo Nordisk.
Mit Blick auf die Ergebnisse wird eine einjährige Verlängerungsphase in den Studien abgebrochen. Genauer auf die Ergebnisse geht Novo Nordisk am 3. Dezember auf dem “Clinical Trials in Alzheimer’s Disease (CTAD)” Kongress ein. Vollständige Resulatete sollen dann auf den Alzheimer’s and Parkinson’s Diseases Conferences (AD/PD) im März folgen.
Aktie unter Druck
Investoren reagierten enttäuscht auf die Ergebnisse. Zum Wochenstart knicken die Papiere rund zehn Prozent ein und fallen auf den tiefsten Stand seit 2021. Vom Rekordhoch aus dem Sommer 2024 hat das Papier inzwischen fast 75 Prozent an Wert eingebüßt.
Analysten zeigten sich derweil nicht überrascht von den Ergebnissen. Morgan Stanley taxierte die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns im Vorfeld auf etwa 75 Prozent, berichtete der Börsendienst Bloomberg. Experten von Bloomberg Intelligence schrieben von einem „nicht überraschenden Ergebnis“. Die US-Bank JP Morgan bewertete den Abverkauf heute als „Überreaktion“ und verwies darauf, dass sich aus den enttäuschenden Studienergebnissen geringe bis keine Auswirkungen“ auf die Schätzungen ergeben.
Fazit
Der große Befreiungsschlag blieb aus. Dass die Studien nicht verlängert wird, deutet auf entsprechend ernüchternde Ergebnisse hin. Offenbar hatten aber weder Novo Nordisk selbst noch die Analysten wirklich mit dem ganz großen Durchbruch gerechnet. Dennoch reagieren Investoren heute enttäuscht.
Die Börse hatte offenbar doch mal wieder auf positive Nachrichten gebaut. Wettbewerbsdruck durch Konkurrenz wie Eli Lilly, sinkende Preise, mehrmals angepasste Jahresziele und die verpasste Übernahme von Metsera sorgten in den letzten Monaten für Enttäuschung. Eine schnelle Wende zeichnet sich momentan nicht ab, dafür ist die Bewertung inzwischen auch wenig anspruchsvoll. Anleger mit Geduld bleiben vorerst dabei und setzen auf Besserung.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Novo Nordisk.