Der bedeutende Zulieferer der Halbleiter-Industrie schlägt mit seinen Quartalsergebnissen zwar die Erwartungen, blickt angesichts steigender Unsicherheiten aber dennoch skeptischer nach vorn. Investoren reagieren darauf mit Verunsicherung, die Anteilsscheine büßen ein. 

Mit ihren Lithografie-Systemen sind die Niederländer wichtiger Zulieferer für die großen Fertiger von Chips. Zu den wichtigsten Kunden gehören TSMC, Samsung und Intel. 

Die Zahlen zum abgelaufenen Quartal verdeutlichen: Das Geschäft bei den Kunden und damit auch bei ASML lief zuletzt stark. Im zweiten Jahresviertel setzte der Konzern rund 7,7 Milliarden Euro um, gegenüber Vorjahr ein Wachstum um 23,2 Prozent. Analysten hatten im Schnitt etwa 7,5 Milliarden Euro auf dem Zettel gehabt. 

Rund 72 Prozent der Erlöse generierte ASML mit dem Verkauf neuer Maschinen, den Rest mit Dienstleistungen. Regional wurde das Geschäft in Taiwan kräftig ausgebaut. Auf den Inselstaat entfielen 35 Prozent der Umsätze mit Anlagen, im diesjährigen Auftaktquartal waren es lediglich 16 Prozent. Der Umsatzanteil Chinas verharrte bei 27 Prozent. 

Starke Auftragslage

Im abgelaufenen Quartal erzielte der Konzern eine Bruttomarge von 53,7 Prozent. Dies entsprach auf Jahressicht einer Steigerung um 2,2 Prozentpunkte und lag auch über den eigenen Erwartungen. Unter dem Strich legte der Nettogewinn von 4,01 auf 5,90 Euro pro Aktie zu. 

Obendrein sammelte ASML neue Aufträge über 5,5 Milliarden Euro ein. Die Konsensschätzung der Analysten ging nur von 4,8 Milliarden Euro aus. 

Aktie gibt nach

Die starken Ergebnisse halfen der Aktie nach der Zahlenvorlage aber nicht. In Frankfurt verlieren die Papiere mehr als zehn Prozent und büßen sämtliche Kursgewinne der Woche wieder ein. 

Nach einen Rekordhoch im vergangenen Sommer bei knapp über 1.000 Euro korrigierten die Anteilsscheine, tendierten zuletzt eher seitwärts. 

ASML (WKN: A1J4U4)

Sorge um Wachstum

Grund für die heutige Skepsis der Anleger ist der Ausblick des Konzerns. Für das laufende Jahresviertel stellt das Management Umsätze zwischen 7,4 und 7,9 Milliarden Euro in Aussicht, gegenüber Vorjahr (etwa 7,5 Milliarden Euro) bestenfalls ein moderateres Plus. Für das Gesamtjahr erwarten die Niederländer eine Erlössteigerung um rund 15 Prozent. 

Derweil blickt der Konzern bereits mit Vorsicht auf das kommende Jahr. Zwar beobachtet ASML fundamentale Stärke bei Kunden mit Lösungen im Bereich künstliche Intelligenz (KI), verweist aber auf gestiegene Unsicherheiten durch makroökonomische und geopolitische Entwicklungen. Entsprechend verhalten äußert sich Konzernchef Christophe Fouquet: „Obwohl wir uns auf ein Wachstum im Jahr 2026 vorbereiten, können wir es zum jetzigen Zeitpunkt nicht garantieren“. 

Fazit

ASML hat starke Zahlen vorgelegt, dazu stimmt der höher als erwartet ausgefallene Auftragseingang für die kommenden Monate zuversichtlicher. Derweil dämpft das Management bereits zu einem frühen Zeitpunkt die Erwartungen für das kommende Jahr. Handelsstreitigkeiten und Restriktionen schlugen in den Zahlen noch nicht spürbar durch, bleiben offenbar aber ein solcher Risikofaktor, dass die Niederländer ein Fragezeichen hinter jegliches Wachstum im nächsten Jahr setzen. Entspannungen kämen da gelegen. In dieser Woche wurde bekannt, dass Nvidia seine für China entwickelten Chips wieder in das Reich der Mitte liefern darf. 

Mehr zu den Aussichten dürfte es in der Telefonkonferenz geben, die heute um 15 Uhr stattfindet. Dann könnten auch Analysten mehr Klarheit haben: Nach den heutigen Zahlen gab es mehrere Kauf-, aber auch Halteempfehlungen. Das Konsenskursziel liegt aktuell bei etwa 760Euro. Anleger bleiben erstmal dabei.