Überraschung im DAX: Die Bayer-Aktie zieht heute kräftig an und übernimmt die Führung im deutschen Leitindex. Am Montag Vormittag kletterten die Papiere zwischenzeitlich zweistellig auf über 30 Euro. Hintergrund des Sprungs auf ein neues Jahreshoch sind aktuelle Studiendaten zu dem Blutgerinnungshemmer Asundexian.
In einer großen Phase III Studie hat das Präparat seine Hauptziele erreicht: Bei Patienten nach einem so genannten ischämischen Schlaganfall, der durch ein verengtes oder verstopftes Blutgefäß im Gehirn entsteht, senkte der Wirkstoff – ergänzend zu Mitteln, die das Verklumpen von Blutplättchen verhindern – das Risiko für erneute Schlaganfälle deutlich.
Dabei erhöhte sich die Rate schwerer Blutungen im Vergleich zu Placebo nicht. Ein gutes Nutzen-Risiko Verhältnis steigert die Chancen auf Zulassung und breite Anwendung des Medikaments.
Bayer werde nun weltweit Gespräche mit den Gesundheitsbehörden über Zulassungsanträge aufnehmen, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.
In den USA hat das Mittel bereits den Fast Track Status: Die zuständige Behörde FDA kann also eine mögliche Zulassung besonders zügig prüfen, ein Pluspunkt für den möglichen Zeitplan.
Die Leverkusener könnten mit dem neuen Medikament Ersatz gefunden haben für ihren Bestseller Xarelto. Bei dem Mittel, das ebenfalls zur Hemmung der Blutgerinnung eingesetzt wird, läuft der Patentschutz stufenweise ab.
Detaillierte Ergebnisse der Studie zu Asundexian will Bayer auf einem bevorstehenden wissenschaftlichen Kongress vorstellen. Analysten sehen ungeachtet dessen Blockbuster-Potenzial für Asundexian. Schätzungen reichen von über eine Milliarde Euro bis zu drei Milliarden Euro Jahresumsatz – abhängig von den vollständigen Daten, der Zulassungsspanne und Konkurrenzfirmen, die ähnliche Präparate entwickeln.
Einen Marktstart 2027 halten Experten für realistisch; mit schneller FDA-Prüfung könnte das Mittel bereits Ende 2026 auf den Markt kommen.
Dabei hatte Bayer ausgerechnet bei Asundexian vor ziemlich genau zwei Jahren einen Rückschlag einstecken müssen. Der Pharmariese hatte damals eine Phase-III-Studie zur Untersuchung des Arzneimittelkandidaten im Vergleich zu dem bereits zugelassenen Wirkstoffs Apixaban bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko abgebrochen: Das Mittel, von dem sich das Unternehmen über fünf Milliarden Euro Umsatz jährlich erhofft hatte, war nicht wirksam genug.
Fazit
Seit dem Frühjahr arbeitet sich die Bayer-Aktie an einem Erholungsversuch ab. Der Sprung über die Marke von 30 Euro muss sich jedoch erst noch als nachhaltig erweisen. Die Rechtsrisiken rund um Glyphosat in den USA bestehen weiterhin, auch die Nettoverschuldung ist weiterhin hoch.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.