Der britische Mineralölkonzern stößt bei der geplanten Veräußerung seines Schmierstoffgeschäfts offenbar auf gleich mehrere Interessenten. Dem Energiekonzern winken bei einem Deal Einnahmen in Milliardenhöhe. Den Anteilsscheinen der Briten fehlen derweil momentan die Impulse.
Ein Verkauf des Castrol-Schmierstoffgeschäfts von BP lockt offenbar namhafte Interessenten an. Als potenzielle Käufer gelten das indische Industrie-Konglomerat Reliance Industries, aber auch Beteiligungsgesellschaften wie Apollo Global Management und Lone Star Funds, berichtet der Börsendienst Bloomberg und beruft sich dabei auf informierte Personen.
Im Februar kamen Berichte auf, wonach sich BP mit einer milliardenschweren Veräußerung des altehrwürdigen Geschäftsbereichs befasse. Die Marke Castrol besteht bereits seit 1899.
Erste Informationen habe der Konzern an potenzielle Bieter gegeben. Dazu gehörten die Investmentfirmen Brookfield Asset Management und Stonepeak Partners. Auch der saudische Ölkonzern Saudi Aramco wurde in der Vergangenheit als möglicher Interessent genannt.
Milliardeneinnahmen voraus
Ein Deal könnte den Briten Milliarden in die Kasse spülen. Ein Verkauf könnte zwischen acht und zehn Milliarden Dollar einbringen, äußerten sich die informierten Personen. Laut der Investmentbank Jefferies gehen optimistischere Einschätzungen sogar von zwölf bis 13 Milliarden Dollar aus. Ihre eigene Berechnung sieht einen Gesamtwert von zehn Milliarden Dollar.
Strategie im Fokus
Der angestrebte Verkauf erfolgt für BP inmitten einer angestoßenen Umorientierung: Auch auf Druck des aktivistischen Investors Elliott setzt BP wieder verstärkt auf die fossilen Energieträger Öl und Gas und reduziert das Engagement rund um erneuerbare Energien. Gleichzeitig soll mehr Wert für die Investoren geschaffen werden.
Derweil trägt der Konzern eine große Schuldenlast mit sich herum. Im diesjährigen Auftaktquartal stiegen die Nettoschulden um vier auf 27 Millionen Dollar. Der Verkauf des Schmierstoffgeschäfts wäre ein guter Schritt für den Abbau von Verbindlichkeiten, jedoch bliebe der Verschuldungsgrad auch nach einem Deal über dem Branchenschnitt, schrieben Analysten von Jefferies. Bis 2027 will BP mit dem Verkauf von Assets 20 Milliarden Dollar generieren, Ende 2027 sollen die Schulden dann auf 14 bis 18 Milliarden Dollar gesunken sein.
Schwächere Entwicklung
Die Aktie konnte von der veränderten Strategie bislang nicht wirklich profitieren. Der stärkere Fokus auf fossile Energien erfolgt dabei auch in einer Zeit sinkender Ölpreise. Die Notierung für die Sorte WTI gab auf Sicht eines Jahres um mehr als 20 Prozent nach.
Über die letzten zwölf Monate verloren BP-Papiere stärker als die der europäischen Konkurrenten Shell und Totalenergies sowie der US-Konzerne Exxon und Chevron. Wohl auch deshalb kamen Anfang des Monats Berichte auf, wonach Shell einen Kauf von BP erwägt. Der Konzern will aber wohl weitere Kursrückgänge bei BP abwarten, ein Deal ist aber auch dann nicht gewiss.
Fazit
Mehrere potenzielle Interessenten sind für BP positiv, um bei einem Verkauf des Schmierstoffgeschäfts einen guten Preis zu erzielen und das Geld womöglich für den Abbau von Schulden zu nutzen. Gleichzeitig ginge ein Geschäft verloren, welches unabhängiger von Faktoren wie dem Ölpreis ist.
Im Fokus steht bei BP weiter die strategische Wende, die der Konzern eingeleitet hat. Der stärkere Fokus auf fossile Energieträger ist angesichts sinkender Preise für Öl nicht ohne Risiko. Die Ambitionen, Werte für Aktionäre zu schaffen, muss das Management noch untermauern: Die Aktie lief zuletzt schwächer als Konkurrenten, höheren Dividenden steht die Verschuldung gegenüber. Diese könnte auch eine Rolle spielen, falls es zu einer (Teil-)Übernahme durch Shell oder einen anderen Interessenten kommen würde. Ein Kauf der Aktie drängt sich momentan nicht auf, auch Analysten sehen die Papiere mehrheitlich als Halteposition.