Die Aktie des Spezialverpackungsherstellers Gerresheimer ist am Mittwoch um mehr als 30 Prozent eingebrochen. Die Finanzaufsicht Bafin hat gegen das Unternehmen eine Prüfung des Konzernabschlusses eingeleitet.
Es gebe konkrete Hinweise, dass Gerresheimer gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen habe, teilten die Aufseher dazu mit. Demnach seinen möglicherweise noch nicht realisierte Umsätze aus Verträgen mit Kunden bereits bilanziert worden.
Gerresheimer hat das in einer Erklärung mittlerweile zurückgewiesen. Man sei der Auffassung, dass die Umsätze und Gewinne „im Einklang mit den einschlägigen Rechnungslegungsvorschriften" bilanziert worden seinen. Man werde vollumfänglich mit der Bafin kooperieren, um eine vollständige und transparente Klärung zu ermöglichen.
Wie das Unternehmen weiter erläuterte, gehe es um Bestellungen im letzten Drittel des Geschäftsjahres 2024, wobei mit den jeweiligen Kunden sogenannte „Bill-and-Hold"-Vereinbarungen abgeschlossen worden seien. Die Prüfung der Bafin solle klären, ob diese Umsatzerlöse im 2024er Abschluss erfasst werden durften. Bei einem Gesamtumsatz von rund zwei Milliarden Euro 2024 sei auf diese „Bill-and-Hold"-Vereinbarungen ein „niedriger zweistelliger Millionenbetrag" entfallen.
Fazit
Die Auswirkungen der Bafin-Prüfung auf den Aktienkurs sind verheerend. Die Aktie brach am Mittwoch um fast ein Drittel ein. Später dämmte sie ihre Verluste wieder etwas ein. Die britische Bank Barclays hält die Kursreaktion für überzogen. Mit der Bafin-Prüfung gehe zwar ein weiterer Vertrauensdämpfer einher. Doch sie beziehe sich auf lediglich fünf Prozent der Umsätze und Gewinne, argumentieren die Briten, die offenbar eine attraktive Bewertung sehen. Sie bestätigten ihre Kaufempfehlung bei einem Kursziel von 64 Euro.
Der Düsseldorfer Konzern hatte wegen schwacher Geschäftsentwicklung zuletzt mehrfach die Jahresziele und mittelfristigen Prognosen nach unten revidiert. Mitte Juli wurden zudem Übernahmegespräche mit Finanzinvestoren wieder beendet. Mitte August hatte sich der der aktivistische Investor Active Ownership mit mehr als fünf Prozent an Gerresheimer beteiligt.