Erst Amdeus Fire, dann Hellofresh, und jetzt Gerresheimer: Der aktivistische Investor Active Ownership aus Luxemburg ist beim Spezialverpackungshersteller Gerresheimer eingestiegen. Was bedeutet das für die gebeutelte Aktie? Und was sagt Gerresheimer dazu?

Mehr als die Hälfte ihres Wertes hat die Gerresheimer-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten verloren. Der Düsseldorfer Konzern hatte wegen schwacher Geschäftsentwicklung mehrfach die Jahresziele und mittelfristigen Prognosen nach unten revidiert. Gleichzeitig wurde die Dividende auf das gesetzliche Minimum zurückgeschraubt.

Mitte Juli beendete das Unternehmen Übernahmegespräche mit Finanzinvestoren, weil sie „nicht im besten Interesse des Unternehmens und seiner Stakeholder" seien, wie es in der Pressemitteilung hieß. Anfang August hatte das Unternehmen dann angekündigt, sein Glasgeschäft abzutrennen und zu verkaufen. Damit wolle man zu einem reinen System- und Lösungsanbieter für die Pharma- und Biotech-Branche werden, hieß es zur Begründung.

Mitten hinein in diese ohnehin turbulente Phase platzte am Donnerstag die Meldung, dass Active Ownership laut Stimmrechtsmitteilungen bei Gerresheimer eingestiegen ist und direkt 5,31 und indirekt 1,88 Prozent an dem Unternehmen hält. Damit ist er zum zweitgrößten Anteilseigner nach der US-Investmentbank Goldman Sachs aufgestiegen, die 15 Prozent hält. Was die genauen Absichten des aktivistischen Investors sind, ist unklar. Es gibt kein Statement oder ähnliches. Doch nach den bisherigen Mustern könnte der Investor jetzt Druck auf die Unternehmensführung ausüben – und möglicherweise auf mehr Transparenz, stärkere Kommunikation oder eine Anpassung der strategischen Ausrichtung drängen, um Wertsteigerungen für Aktionäre zu erzielen. 

Eine Gerresheimer-Sprecherin sagte auf Anfrage von €uro am Sonntag: „Wir stehen bereits seit mehreren Monaten mit Active Ownership in einem konstruktiven Dialog, so wie mit allen unseren Investoren."


Die derzeitige Aktionärsstruktur von Gerresheimer: 


Aktionärrsstruktur Gerresheimer
Foto: Investor Relations Gerresheimer
Aktionärrsstruktur Gerresheimer

Fazit

Die Gerresheimer-Aktie profitierte am Donnerstag von der Meldung zunächst mit leichten Kurszuwächsen um zwei Prozent. Der Einstieg sorgt wohl für etwas Fantasie, dass der Konzernumbau vorankommen könnte. Bei Hellofresh war Active Ownership vor fast einem Jahr in ähnlicher Größenordnung eingestiegen. Die Hellofresh-Aktie reagierte damals zunächst mit einem Kurssprung von rund acht Prozent. Bis etwa Februar 2025 hatten die Hellofresh-Titel dann deutlich zugelegt. Inzwischen haben sie jedoch diese Zuwächse fast wieder komplett abgegeben. Auf Jahressicht liegt Hellofresh rund sechs Prozent im Plus. 



Gerresheimer (WKN: A0LD6E)