Die italienische Mediengruppe MediaForEuropa (MFE) hat sich im zweiten Anlauf deutlich die Mehrheit am Medienkonzern aus Unterföhring gesichert. Die milliardenschwere Übernahme befindet damit auf der Zielgeraden. Die Anteilsscheine profitieren nach Verlusten zu Wochenbeginn. 

Bei der Übernahme des SDAX-Mitglieds hat MFE, die Holdinggesellschaft der Familie Berlusconi, nun den erhofften Erfolg erzielt. In der Nachfrist sicherten sich die Italiener die Mehrheit. 

MediaForEurope (MFE) hatte den Aktionären von ProSiebenSat.1 ein Übernahmeangebot unterbreitet, erhöhte dieses später nochmal und offerierte so 4,48 Euro in bar plus 1,3 eigene Anteile für jede Aktie des Medienkonzerns. Das Management des SDAX-Konzerns hat sich für die Annahme ausgesprochen. 

Die erste Annahmefrist endete am 13. August. MFE konnte seinen Anteil so auf 43,6 Prozent ausbauen, verpasste jedoch die Mehrheit. Diese ist jedoch notwendig, um ProSiebenSat.1 in der eigenen Bilanz zu konsolidieren. Entsprechend wurde eine zweite Annahmefrist gesetzt. Bis Montagabend um Mitternacht hatten Investoren nochmal Zeit, ihre Anteile anzudienen. 

Mehrheit bereits klar

Dass MFE diesmal die Mehrheit erreicht, stand bereits fest: Der technische Investor PPF, der seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 mit einem eigenen Angebot auf bis zu 29,99 Prozent ausbauen wollte, kündigte überraschend seinen Rückzug an und verkauft seinen Anteil von zuletzt knapp über 15 Prozent an MFE. 

Die Offerte von PPF war finanziell weniger attraktiv, hätte dem Konzern aber weiterhin die Eigenständigkeit ermöglicht. Während MFE sein Angebot zwischendurch erhöhte, verzichtete PPF auf dem Schritt. 

MFE hat wohl über 70 Prozent

Neben den Anteilen von PPF konnte sich MFE in der zweiten Annahmefrist noch weitere Papiere sichern. Wie MFE heute bekanntgab, nahm am Ende ein Anteil von etwa 41,9 Prozent des ausstehenden Grundkapitals das Angebot an. Dazu hielten die Italiener selbst bereits rund 33,7 Prozent. Zum Meldestichtag hielt die Mediengruppe somit 75,6 Prozent von ProSiebenSat.1. 

MFE-MediaForEurope N.V. A (WKN: A3EXMP)

Abstufung wegen Übernahme

Bei der Aktie von ProSiebenSat.1 sorgt die Meldung am Donnerstag für Aufschläge von mehr als sechs Prozent. Zu Wochenbeginn stand das Papier unter Druck, nachdem die Privatbank Warburg ihre Halteempfehlung gestrichen hat und nun zum Verkauf rät. Die Experten begründeten dies mit dem zu erwartenden geringen Streubesitz und entsprechend niedriger Liquidität bei der Aktie, sobald die Angebotsfrist von MFE endet.

Obendrein bestünden Abwärts-Risiken, wenn die für den Jahresendspurt erhoffte Erholung im Werbegeschäft nicht wie erwartet eintritt. Warburg reduzierte sein Kursziel auf 6,80 Euro.

ProSiebenSat.1 Media (WKN: PSM777)

Fazit

Dass MFE die Mehrheit erreicht, stand bereits fest. MFE teilte mit, die Angebotsgegenleistung soll spätestens am achten Bankarbeitstag nach der heutigen Veröffentlichung gewährt werden. Die Abwicklung soll am 16. September erfolgen.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media AG.