Die Aktie von BioNTech startet mit frischem Schwung in die Woche und verbucht bis zum Mittag ein Kursplus von gut drei Prozent. Auslöser sind ermutigende Studiendaten zu einem neuen Wirkstoffkandidaten gegen Lungenkrebs. Ist das nun der Durchbruch?
Am Samstag hatten die Mainzer gute Nachrichten zum Produktkandidaten BNT316 bei Lungenkrebs bekannt gegeben. Den Wirkstoffkandidaten, auch bekannt als Gotistobart, entwickelt Biontech zusammen mit dem US-Partner OncoC4.
Gotistobart wird gegen eine besonders schwer zu behandelnde Krebsform getestet, bei der andere Therapien bereits versagt haben: Es geht um das fortgeschrittene Plattenepithelkarzinom der Lunge. Gotistobart soll bestimmte Abwehrzellen im Tumor ausschalten, die das Immunsystem daran hindern, Krebszellen zu bekämpfen. Der Wirkstoffkandidat zeigte im Rahmen der ersten, nicht-zulassungsrelevanten globalen Phase-3-Studie einen klinisch relevanten Gesamtüberlebensvorteil im Vergleich zur Standard-Chemotherapie. Außerdem traten keine ungewöhnlich starken Nebenwirkungen auf.
In der ersten Auswertung der weltweiten Studie wurden 87 Patientinnen und Patienten mit einer weit fortgeschrittenen Form von Lungenkrebs untersucht. 45 erhielten den Kandidaten Gotistobart, 42 eine herkömmliche Chemotherapiemit Docetaxel.
Nach einem Jahr lebten noch 63 Prozent der mit Gotistobart behandelten Patienten, aber nur 30 Prozent in der Chemotherapie-Gruppe. Nach rund 15 Monaten war das mittlere Überleben bei Gotistobart noch gar nicht erreicht, die Patienten lebten also länger als erwartet. Mit Chemotherapie lag die mittlere Überlebenszeit bei zehn Monaten.
Der zulassungsrelevante Teil der klinischen Phase-3-Studie läuft derzeit in über 160 Studienzentren weltweit.
Der Wirkstoff könnte langfristig eine chemotherapiefreie Alternative für eine Patientengruppe werden, die bislang nach dem Versagen anderer Therapien kaum Behandlungsmöglichkeiten hat. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat Gotistobart bereits mit dem beschleunigten "Fast-Track"-Status versehen.
Das Investmenthaus Jefferies bewertete die Daten als starkes Signal und bestätigte die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 151 US-Dollar. Die Überlebensraten unter Gotistobart nach zwölf Monaten seien deutlich besser als mit der bisherigen Standardtherapie, hieß es.
Fazit
Biontech bemüht sich nach Kräften, nach dem Rückgang seiner Corona-Impfstoffumsätze andere Erfolgsgaranten zu finden und richtet sich unter anderem auf moderne Krebstherapien aus. Der neue Wirkstoff könnte ein Schritt in diese Richtung sein. Für einen Einstieg ist es allerdings noch zu früh.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BioNTech.